Nach Blockade: Klima-Aktivisten wieder frei

von Redaktion

München – Es ist am frühen Samstagmorgen gegen fünf Uhr, als acht Mitglieder der Gruppe Letzte Generation versuchen, durch den Sicherheitszaun auf das Gelände des Flughafen München einzudringen. In Zweier-Teams, zeitgleich und an vier verschiedenen Stellen versuchen die Männer und Frauen sich durch den Zaun zu schneiden. Ein Duo kann die Bundespolizei am Eindringen hindern. Sechs Aktivisten aber gelingt es, einige Rollbahnen bzw. Zubringer zu erreichen. Dort kleben sie sich mit einer Betonmischung am Asphalt fest. Die Folge: Für knapp zwei Stunden muss der Flughafen München seinen Betrieb einstellen. 60 Flüge werden annulliert, 14 Maschinen, die in München landen sollten, müssen auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Den ganzen Samstag kommt es noch zu Verspätungen.

Es hat eine Weile gedauert, so schildert ein Sprecher der Bundespolizei, bis die Einsatzkräfte die Aktivisten vom Beton freibekamen. „Sie mussten regelrecht aus dem Beton geschnitten werden.“ Im Anschluss wurden die acht Klimaschutz-Aktivisten festgenommen. Bei ihnen handelt es sich laut Polizei um fünf Männer und drei Frauen im Alter von 20 bis 43 Jahren. Sie befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Eine Ermittlungsrichterin habe keinen Grund für eine Haft gesehen, so die Polizei. Gegen zwei weitere Personen wird ermittelt. Sie stehen in dem Verdacht, die Aktivisten mit einem Transporter an den jeweiligen Stellen am Zaun abgesetzt zu haben.

Die Aktivisten wollten nach eigenen Angaben den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören. Hintergrund der Protestkation sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. In den sozialen Netzwerken veröffentlichte die Gruppe kurze Videos, in denen sich einige der beteiligten Aktivisten noch vom Rollfeld aus erklären. Ein junger Mann, der sich Malte nennt, fordert von der Regierung die Stilllegung der Flughäfen. „Manches muss runtergefahren werden, wir können uns manches nicht mehr leisten.“ Eine junge Frau, die sich als Medizinstudentin vorstellt und angibt, auf einer Intensivstation zu arbeiten, weist auf die Bedrohung durch die Klimakrise hin. „Jeden Sommer sterben tausend Menschen an den direkten Folgen der Klimakatastrophe“, sagt sie. „Wir müssen endlich anfangen, etwas dagegen zu unternehmen.“

In der Vergangenheit hatte die Letzte Generation bereits ähnliche Aktionen an deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf. Im Dezember 2022 hatten die Aktivisten schon einmal den Münchner Flughafen blockiert. Damals konnte nach Behördenangaben ein Flugzeug, das einen Notfall-Patienten an Bord hatte, erst 20 Minuten verspätet landen.

Nach massiver Kritik an diversen Klebeaktionen der Letzten Generation hatte die Gruppe Anfang des Jahres angekündigt, künftig mit einer anderen Strategie für ihre Ziele zu kämpfen. Angekündigt wurde, dass das „Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden endet“. Allerdings kündigten die Klima-Aktivisten an, sich künftig verstärkt auf „Orte der fossilen Zerstörung“ zu konzentrieren. Explizit nannten sie dabei auch Flughäfen.

■ Rohe Gewalt am 42-Kilometer-Zaun

Die Blockade-Aktion in München hat jetzt auch die Diskussion um die Sicherheit an deutschen Flughäfen neu entfacht. Mit roher Gewalt und einem Bolzenschneider, so schildert es Flughafensprecher Robert Wilhelm, hätten sich die Männer und Frauen Zutritt auf das Gelände verschafft. Der Zaun um den Münchner Flughafen ist 42 Kilometer lang. Er entspricht, betont Wilhelm, in allen Belangen den Vorschriften der Flugsicherheitsbehörden. „Die Behörden entscheiden auch, ob neue Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden“, so Wilhelm. Aber er sagt auch: „Gegen rohe Gewalt gibt es keine hundertprozentige Sicherheit.“ Unklar ist, ob der Flughafen München wegen der Beschädigung des Zauns rechtlich gegen die Klimaaktivisten vorgehen wird. Wilhelm schließt einen solchen Schritt zumindest nicht aus: „Wir werden diese Frage prüfen.“

Gegen die acht Aktivisten wird nun wegen verschiedener Straftaten ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr und der Störung öffentlicher Betriebe.

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