Jean-Claude Juncker bedankt sich beim 74. Sudetendeutschen Tag in einer Videobotschaft für die Verleihung des Karlspreises. Im Vordergrund Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Augsburg – Der ehemalige Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, hat am Samstag den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen erhalten. Die Auszeichnung wurde zur Eröffnung des 74. Sudetendeutschen Tages, dem traditionellen Pfingsttreffen des Vertriebenenverbandes, in Augsburg verliehen. Er stand unter dem Motto „Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa“. Der 69-jährige Juncker wurde für seine langjährigen Verdienste um ein geeintes Europa geehrt. Er war aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Augsburg gereist, wurde aber per Video zugeschaltet.
Er sei ein „herausragender Staatsmann, der luxemburgischer Patriot ist und gleichzeitig keinem Nationalstaat gehört, sondern allen Europäern“, hatte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, bereits im Vorfeld den Preis begründet. Juncker habe maßgeblich an der europäischen Integration mitgewirkt, sei einer der Väter des Binnenmarktes sowie des Euro und habe die EU-Osterweiterung vorangetrieben. Juncker war ab 1995 nahezu zwei Jahrzehnte luxemburgischer Ministerpräsident, die EU-Kommission führte er von 2014 bis 2019 als Präsident.
Der Karlspreis ist nach dem mittelalterlichen Kaiser Karl IV. benannt. Die Sudetendeutschen verleihen den Preis seit 1958. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie mehrere bayerische CSU-Ministerpräsidenten. Die Preisverleihung von Juncker sieht Posselt auch als politisches Zeichen gegen jene Nationalisten, „die Junckers europäisches Aufbauwerk wieder in Frage stellen“.
Bernd Posselt wandte sich in seiner Rede „gegen die von Wladimir Putin geförderten antidemokratischen Nationalisten von der AfD und der Wagenknecht-Partei“. Er warb auch für die Teilnahme an der Europawahl. Posselt sprach sich auch gegen die Wiedereinführung von Kontrollen an den EU-Binnengrenzen aus. Für die Sudetendeutschen sei es eine zentrale Errungenschaft, frei von Bayern in die Tschechische Republik reisen zu können. Zudem sei es „unerträglich“, dass der Bund die Verkehrsverbindungen nach Osten vernachlässige. „Wir brauchen endlich ein Verkehrsprogramm Mitteleuropäische Einheit sowie häufigere und schnelle Zugverbindungen nach Prag.“
MM/DPA