Das Einsatzgebiet im Silberwald im Landkreis Neu-Ulm. © ADAC
Die Luftretter der Wasserwacht auf dem Weg zum Rettungseinsatz. © ADAC
Neu-Ulm – Die 32-Jährige hatte sich an einen umgestürzten Baum geklammert. 62 Stunden harrte sie in der Krone aus, während das Wasser im Silberwald bei Neu-Ulm immer höher und höher stieg. Auch am Dienstag stand es noch brusthoch. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits zwei Tage als vermisst gemeldet. Die Polizei suchte mit einer Wärmebild-Drohne in dem Gebiet nach ihr. Und tatsächlich sendete die am Dienstagmittag ein Bild aus dem Waldstück. Um 14.10 Uhr wurde die Leitstelle informiert und alarmierte sofort die Air-Rescue-Spezialisten des BRK.
Gleichzeitig ging in Wolfratshausen bei Ingo Roeske eine Meldung ein. Er ist Leiter der Wasserwacht und einer der Gründer der Luftretter-Einheit, die es seit 20 Jahren gibt. Seit dem Hochwasser in Dresden 2002. „Damals haben wir gemerkt, wie wichtig es gewesen wäre, Menschen per Hubschrauber aus dem Wasser zu retten“, sagt Roeske. Kurz darauf wurde die Einheit beim BRK aufgebaut – mittlerweile gibt es die Air-Rescue-Spezialisten deutschlandweit. Auch bei der Flut im Ahrtal waren sie im Einsatz.
Roeske war am Dienstag vom Homeoffice aus Einsatzleiter der Rettungsaktion. „Etwa 20 Minuten nach der Alarmierung war der Hubschrauber schon über dem Silberwald“, berichtet er. Zwei Polizisten hatten sich bereits durch das Wasser zu der Frau gekämpft und sie von dem Baum runtergeholt. „Allerdings war sie so geschwächt und dehydriert, dass sie mit ihr nicht durch das Wasser zurück konnten“, erklärt Roeske. Der Hubschrauber, den der ADAC zur Verfügung gestellt hatte, seilte zuerst einen Arzt zu der Frau ab und dann einen der Luftretter. Anschließend wurde die 32-Jährige in einem Rettungssatz nach oben gezogen und etwa einen Kilometer weit geflogen. „Dort konnte der Hubschrauber landen. Die Frau wurde sofort ins Krankenhaus gebracht“, berichtet Roeske weiter.
Noch wissen er und seine Kollegen nicht, wie es ihr inzwischen geht. „Wir werden sicher in der Leitstelle nachfragen“, sagt er. Die Luftretter werden immer dann angefordert, wenn die Situation für jemanden dramatisch ist. Aber dieser Einsatz war auch für sie sehr besonders. „Die Frau hatte ein riesen Glück, dass die Drohne sie entdeckt hat“, sagt Roeske.
Nicht nur er war in den vergangenen Tagen oft dankbar, dass es die Spezialisten aus der Luft gibt. „Wir haben pro Tag drei bis vier Menschen aus dem Wasser gerettet.“ Die Air-Rescue-Kräfte waren teilweise in Polizeihubschraubern unterwegs. Aber auch in zwei ADAC-Fliegern, die für die Hochwassereinsätze aus Norddeutschland nach Bayern gebracht wurden. Die Kooperation zwischen ADAC und BRK ist noch neu. Aber ADAC-Sprecher Jochen Österle sagt: „Allein für diesen Einsatz hat es sich schon gelohnt.“