Tempolimits: S-Bahn ausgebremst

von Redaktion

Unpassierbar: Überflutete Bahntrasse an der Donaubrücke nahe Günzburg. © Matthias Balk/dpa

Die Bahn bei Fürstenfeldbruck: Dort muss an einer Stelle auf Tempo 20 abgebremst werden. © Tobias Gehre

München – Überflutete Dörfer und Straßen, Anwohner, die um ihre Häuser kämpfen. Doch auch die Bahn hat das Unwetter hart getroffen. Zahlreiche Strecken sind noch gesperrt, vor allem im Allgäu, aber auch in Unterfranken. Zu dem Ausmaß kann die Bahn noch nichts sagen. Der Fokus liege auf der Reparatur, eine Gesamtbilanz werde erst später möglich sein, hieß es.

Die Flutschäden treffen die Bahn in einer Phase, da sie ohnehin mit zahlreichen Infrastruktur-Problemen zu kämpfen hat. Der Bericht, in dem all die Probleme dokumentiert sind, nennt sich schlicht La-Bericht – La steht für Langsamfahrstellen. Er wird täglich aktualisiert und umfasst in der jüngsten Ausgabe für Süddeutschland vom 5. Juni 170 Seiten. Das sind noch einmal fünf Seiten mehr als in der Woche zuvor. Dokumentiert sind darin Oberbaumängel, also Schäden an Schienen oder Schwellen, sowie Unterbaumängel – also Schäden am Untergrund, auf dem die Gleise lasten. Auffällig ist dabei, dass auch insgesamt zehn Schadstellen im Münchner S-Bahn-Netz genannt sind. Das ist ungewöhnlich, da sich die Bahn bisher bemühte, das hoch belastete S-Bahn-Netz zumindest von Langsamfahrstellen freizuhalten. Das gelingt nun offenbar nicht mehr. Mit einer Ausnahme sind die Schäden im S-Bahn-Netz erst im letzten halben Jahr – seit November 2023 – aufgetreten und bisher nicht beseitigt worden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Stellen:

Hinzu kommt eine Langsamfahrstelle auf der S7 im Westen: Zwischen Icking und Wolfratshausen darf die S-Bahn über 400 Meter nur mit 30 km/h fahren, weil die Böschung instabil ist. Das Problem verursacht immer wieder Störungen, zuletzt in den vergangenen Tagen nach dem Starkregen, ist aber in den Bahnunterlagen schon seit dem 14. Februar 2022 als Problem dokumentiert. „Man hat den Eindruck, dass die Bahn nicht mehr hinterherkommt“, sagt Norbert Moy vom Verein Pro Bahn. Der Weilheimer kennt das Problem der Langsamfahrstellen von seiner Hausstrecke München–Weilheim. Obwohl die Bahn diese Route nach dem Bahnunglück von Burgrain saniert hat, gibt es allein zwischen Tutzing und Garmisch-Partenkirchen fünf Problemstellen. „Das ganze Thema ist äußerst unbefriedigend“, sagt Moy. Die Bahn kündigte für heute eine Stellungnahme zu dem La-Bericht an.

Vorerst muss sich die Bahn aber darum kümmern, die Unwetterschäden zu beseitigen. Hart erwischt hat es dabei nicht nur Schwaben und Oberbayern, sondern zum Beispiel auch den Landkreis Kitzingen östlich von Würzburg. Der Schaden durch überflutete Gebäude, einen Hangrutsch und Keller voller Wasser wird auf 20 Millionen Euro geschätzt, teilte das Landratsamt mit. Dabei nicht eingerechnet: Die Schäden an der Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg, einer Hauptachse des ICE-Verkehrs Richtung Frankfurt und Hamburg. Wegen unterspülter Gleise ist die Strecke vermutlich bis Freitag komplett gesperrt, ICE-Züge werden umgeleitet, eine halbe Stunde extra muss der Fahrgast deswegen einplanen. Auch die Strecken Bayrischzell-Schliersee sowie Mindelheim-Memmingen sind noch gesperrt. Die ECE-Züge nach Zürich fahren nicht. Zugunterbrechungen gab es zudem zwischen Augsburg und Donauwörth sowie Murnau und Oberammergau.

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