Pöckinger Bürger erinnern an Massaker

von Redaktion

Mord an 17 italienischen Zivilisten: Weihbischhof Defregger wurde nie verurteilt

München – Vor 80 Jahren hat die Deutsche Wehrmacht unter dem Kommando des späteren Münchner Weihbischofs Matthias Defregger (1915-1995) am 7. Juni 17 italienische Zivilisten erschossen. Am Freitag hat der alljährliche Gedenkakt am Tatort in Filetto di Camarda in den Abruzzen stattgefunden. Am Mahnmal haben Bürger aus Pöcking am Starnberger See einen Kranz des Erzbistums München und Freising niedergelegt. Weil Pöcking Defreggers letzter Wohnort war, gründete sich dort eine Versöhnungsinitiative.

Die Delegation hatte 2022 erstmals am Totengedenken in Filetto teilgenommen. 2023 kam es zum Gegenbesuch aus Italien und dabei auch zum Treffen mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Zum 80. Jahrestag ist nun eine Abordnung aus Pöcking erneut nach Italien gefahren. „Sie haben sich auf den Weg gemacht und Verantwortung für Versöhnung übernommen, obwohl sie nicht an seiner Tat beteiligt waren“, heißt es in Kardinal Marx’ diesjähriger Rede. „Sie haben getan, was wir von Weihbischof Matthias Defregger schmerzlich vermissen.“ Defregger bestritt die Schuld wegen der Vergeltungsaktion für einen Partisanenüberfall auf einen deutschen Posten. Er berief sich auf Befehlsnotstand. Weder deutsche noch italienische Gerichte verurteilten ihn für das, was Historiker heute als Kriegsverbrechen bewerten.

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte in ihrem Grußwort in Filetto di Camarda: „Dass die für dieses Verbrechen Verantwortlichen nie verurteilt wurden, ist bis heute beschämend.“ Sie dankte allen, die sich „für eine lebendige und verbindende Erinnerungskultur“ engagierten.  kna

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