Auf Bairisch granteln für Kinder

von Redaktion

Eigentlich schreibt Justina Bauer Reden. Jetzt aber auch über gackernde Hühner, die im Dialekt schimpfen

Justina Bauer schreibt Reden und Kinderbücher.

Gackernde Hühner erleben Abenteuer in Bauers Buch.

München – Ein wild fluchender Bauer, gackernde Hühner, sture Vereinsmeier und zwei beste Freunde, die direkt nebeneinander wohnen und jeden Tag ein bisschen Schmarrn machen oder ein kleines Abenteuer erleben. Wer auf dem Land aufgewachsen ist, dem kommt das bekannt vor. Dieses Gefühl von Heimat und der dörflichen Gemeinschaft packt Justina Bauer in ihre Geschichten im Kinderbuch „Franz und Theresa – Ghupft wia grunga!“ Aber es ist nicht irgendein Kinderbuch: Sie hat es im bairischen Dialekt geschrieben.

Der Bub Franz, eine der beiden Hauptpersonen im Buch, spricht tiefstes Bairisch, seine beste Freundin Theresa Hochdeutsch. Diese Kombination hat mit der Biografie der Autorin zu tun: „Meine Mama spricht Hochdeutsch und mein Vater Bairisch.“ Das sind wie zwei Welten, findet sie. Bauer begeistern am Dialekt vor allem die einzigartigen Ausdrücke und die ganz eigene Grammatik.

Eigentlich ist Justina Bauer gar keine Kinderbuchautorin, sondern Redenschreiberin im Umweltministerium. Ihre Geschichten hat sie ursprünglich für ihre drei Kinder geschrieben. „Ich lese ihnen viel vor und wir hören oft Hörspiele“, erzählt sie. „Aber mir ist aufgefallen, dass es kaum Geschichten auf Bairisch gibt.“ Weil ihre Kleinen so begeistert waren, schrieb Bauer immer mehr Geschichten. Eine Bekannte hat ihr dann empfohlen, sich bei einem Verlag zu melden. Nun gibt es das Buch seit wenigen Tagen zu kaufen – und es ist nicht nur Bauers erste Veröffentlichung, sondern auch das erste Buch des Knesebeck-Verlags mit bairischem Dialekt.

Bauer will Eltern mit ihrem Buch aber nicht nur die Möglichkeit geben, Kindern auf Bairisch vorzulesen. Die Themen der Geschichten sollen ein Anstoß für Kinder sein, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. So hat Theresa zum Beispiel zwei Mamas. Und ein Kapitel handelt von ihrer dementen Oma, die ganz verwirrt ist und lustige Dinge tut. „Ich finde wichtig, dass man das Leben zeichnet, wie es sein kann – und das kindgerecht“, sagt Bauer.

In einer weiteren Geschichte von Franz und Theresa gibt es einen Aufstand im Trachtenverein, weil ein Bub zu lange Haare hat. Aktueller könnte das Kapitel gar nicht sein, in Traunstein gab es kürzlich einen solchen Fall. „Ich habe die Geschichte vor zwei Jahren geschrieben. Es ist lustig, dass dieses Thema genau jetzt so durch die Medien geht.“ Der Unterschied vom Buch zur Realität: „Meine Geschichte geht gut aus.“

Bauer hat in ihre Geschichten aber auch viele hundsgemeine, bairische Schimpfwörter eingebaut – vor allem im Kapitel über zwei ewig streitende Nachbarn. Ist das schon was für Kinder? „Das ist einfach die Lebenswirklichkeit in Bayern“, findet Bauer, die selbst auf einem oberbayerischen Hof aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie auch wieder lebt. „Und es sind ja keine schlimmen Schimpfwörter.“

Ihre Intention: „Das Buch soll Bayern mit einem Augenzwinkern so darstellen, wie es halt ist – vielseitig.“ Das beste Beispiel dafür ist der Bauer Bachmaier. Er hat zwar einen rauen Umgangston und flucht oft heftig, aber gleichzeitig ist er Vegetarier und kocht für die Kinder. „Es geht viel um die Berührungspunkte von Brauchtum und Moderne.“

Auch ein Bairisch-Lexikon, Rezepte, Ausflugs- und Spieletipps sind im Buch. Die kommen von der Familie Bauer: „Der Ausflug hat meinen Kindern gut gefallen und wir spielen oft Neinerln“, erzählt die Autorin. Sie hofft, dass nicht nur Kinder ihre Geschichten lesen oder vorgelesen bekommen. „Ich freue mich, wenn Erwachsene sich in ihre Kindheit auf dem Land zurückversetzt fühlen.“ LEA WARMEDINGER

Das Kinderbuch

mit 112 Seiten kostet 16 Euro. Es ist gebunden und farbig illustriert von Claudia Burmeister. ISBN: 978-3-95728-801-1

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