Im Innern der Marktschellenberger Eishöhle. Dort befinden sich 60 000 Kubikmeter Eis. © IMAGO
Eine Gerölllawine hat den Zugang zur Eishöhle verschüttet. Das Gestein war vom Untersberg abgegangen. © Kilian Pfeiffer
Der Eingang zur Marktschellenberger Eishöhle, wie er normalerweise aussieht. Jedes Jahr kommen zahlreiche Besucher in die Höhle, deren erforschte Länge im Berg mehr als 3,6 Kilometer beträgt. © IMAGO
Marktschellenberg – Ein Schauplatz der Verwüstung: Kleine und große Felsen übersäen das steile Gelände. Die Gerölllawine in Marktschellenberg muss mit lautem Karacho abgegangen sein. Am Sonntag war ein Unwetter über das Berchtesgadener Land gezogen, begleitet von starken Gewittern. Der Vorsitzende des Vereins für Höhlenkunde Schellenberg, Helfried Unterberger, sagt: „Momentan bin ich fast am Verzweifeln. Ich dachte, mich trifft der Schlag.“ Er weiß auch: „Vor uns liegt nun ein großer Berg an Arbeit.”
Die Eishöhle in Marktschellenberg war erst kürzlich wieder offiziell eröffnet worden. Sie gilt als eine der beliebtesten Attraktionen des kleinen Ortes, der direkt an der Grenze zu Österreich liegt. Seit Kurzem finden wieder Führungen statt. Mehrere tausend Gäste besuchen die Eisschauhöhle mit rund 60 000 Kubikmetern Eis pro Jahr. Die Wege um das einzigartige Naturphänomen in 1570 Metern Höhe sind nun verschüttet. Markus Preinfalk, der Sprecher der Eishöhlenführer, hatte den Maximalschaden am Montag entdeckt und sofort eine WhatsApp an Helfried Unterberger ins Tal gesandt: In der Nacht habe eine Steinlawine den Weg verschüttet. Dabei sei ein Stück des Weges abgerutscht, textete der Höhlenexperte an seine Kollegen. Daraufhin wurde das beliebte Ausflugsziel für bergaffine Besucher sofort gesperrt. Verletzt wurde bei dem Felsrutsch nach aktuellem Kenntnisstand niemand. Paul Schmaus, selbst 18 Jahre lang Eishöhlenführer in der Marktschellenberger Eishöhle, schrieb auf Facebook, er habe in seiner aktiven Zeit bereits „Steinschläge und kleine Steinlawinen erlebt, aber so etwas wie jetzt noch nie“.
Die Lawine war von den steilen Wänden des Untersbergs (1973 Meter) abgegangen und hunderte Meter weiter unten liegen geblieben. „Mit Maschinen kommt man dort nicht hin”, weiß Unterberger. Den ganzen Montagnachmittag verbrachte er mit Telefonaten. Denn klar ist: „Wir brauchen nun echte Hilfe von Freiwilligen.” Der Verein, dessen Vorsteher Unterberger ist, ist personell überschaubar, die Mitglieder seien „60 plus”. Seit Jahren kümmern sich die Vereinsmitglieder darum, das begehbare Naturschauspiel am Untersberg am Leben zu halten und weiterhin Führungen im teils mehr als 20 Meter dicken Eis anzubieten.
Rund ein Kilometer des Weges, der von oben zur Höhle führt, ist verschüttet oder zerstört worden. Eine bislang nicht zu beziffernde Masse an schwerem Gestein ruht im Umfeld der Eishöhle, deren erforschte Länge im Berg mehr als 3,6 Kilometer beträgt. Die Verwaltung der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, sagt Unterberger, habe schon Hilfe angekündigt und wolle für personelle Unterstützung sorgen. Der Weg muss mittelfristig komplett saniert werden. Das Geröll kann nur händisch beiseite geschafft werden. Eine Aussage, wie hoch sich die Kosten für die Sanierung des Bergsteigs summieren, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu treffen.