Der Weiler Wettlkam aus der Vogelperspektive. Hier auf ihrem Gutshof züchten die Müllers Pferde. © Plettenberg
Bayern-Star Thomas Müller mit seiner Ehefrau Lisa. Sie ist eine erfolgreiche Dressurreiterin. Der Nationalspieler begleitet sie so oft wie möglich zu ihren Turnieren. © Picture Alliance (2)
Otterfing – Es war der 13. September 2022, als gegen 22 Uhr bei einer Security-Firma stiller Alarm für den Gutshof des Ehepaars Lisa und Thomas Müller im Weiler Wettlkam in Otterfing (Kreis Miesbach) ausgelöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt begann die zweite Halbzeit im Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona.
Während sich eine Streife der Polizei auf den Weg nach Wettlkam machte, waren drei vermummte Männer bereits in das Wohnhaus der Müllers eingedrungen. Sie hatten eine Tür aufgebrochen und durchsuchten das Haus. Sie steckten sich insgesamt 16 hochpreisige Uhren ein sowie Damenschmuck und Bargeld in fünfstelliger Höhe.
Als sie sich am Tresor des Hauses zu schaffen zu machten, hörten sie die Einsatzkräfte herannahen und flüchteten in ein Waldstück. Die Polizei konnte sie nicht mehr fassen. Einen Tag später scheiterte gegen Mitternacht der Einbruchs-Versuch bei einem anderen, ehemaligen Fußballstar in Grünwald (Kreis München). Die Männer wurden schon beim Öffnen einer ungewöhnlich lauten Gartentür gesehen und ergriffen sofort die Flucht.
DNA-Spuren überführten offenbar den jetzt angeklagten Serben. Er wurde im August vergangenen Jahres in Lissabon festgenommen und im September nach Deutschland überführt. Seitdem sitzt er in München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Ob er im Prozess aussagen wird, ist unklar. Martin Hofmann, Vorsitzender Richter am Landgericht MünchenII, wünscht sich ein schnelles Verfahren. Deshalb hat er auch Lisa und Thomas Müller abgeladen. Für den Nationalstürmer wäre es sowieso nahezu unmöglich gewesen, einen Tag vor dem EM-Spiel gegen Ungarn als Zeuge auszusagen. Der 34-Jährige hat aber schon eine schriftliche Stellungnahme abgegeben, die im Gericht verlesen werden soll.
Darin wird es wohl auch um die Diebesbeute gehen, die bis heute nicht aufgetaucht ist. Es handelt sich um insgesamt 16 Uhren. Besonders teure Stücke kommen von der Genfer Manufaktur Patek Philippe und der Firma Rolex. Ihr Wert ändert sich ständig. Außerdem ließen die Diebe Damenschmuck im Wert von etwa 6000 Euro mitgehen. Der komplette Beuteschaden liegt momentan bei ungefähr einer halben Million Euro. Der Sachschaden wird auf 20000 Euro geschätzt. Die drei Diebe hätten gerne noch mehr mitgenommen, wurden aber beim Einbruch gestört. Sie rannten zu Fuß davon, verloren in der Hektik noch eine Armbanduhr, welche den Müllers sofort wieder ausgehändigt werden konnte.
Dass die Täter nur einen Tag später vor dem Haus eines anderen früheren Profi-Fußballers standen, lässt darauf schließen, dass es sich um Profi-Einbrecher handelte, die sich vermutlich auf Fußballer spezialisiert hatten.
Ob der Angeklagte es in Lissabon vielleicht wieder auf einen hochkarätigen Spieler – zum Beispiel den argentinischen Benfica-Star Angel Di Maria – abgesehen hatte, ist deshalb naheliegend, wurde aber nicht bestätigt. Der Serbe bringt eine Vorstrafe mit. Seine Mittäter konnten im Zug der Ermittlungen nicht erwischt werden. Der Prozess ist auf drei Verhandlungstage angesetzt.