Das kann teuer werden: ein Blitzer, hier im Landkreis Miesbach. © THOMAS PLETTENBERG
München/Straubing – Zu schnell gefahren, falsch geparkt, Abstand nicht eingehalten – die Liste der Verkehrsverstöße, die die bayerische Polizei im vergangenen Jahr geahndet hat, ist lang. 2023 wurden laut der Jahresstatistik des Bayerischen Polizeiverwaltungsamtes (PVA) insgesamt 1 989 386 Verstöße festgestellt, das sind rund 48 000 Vorgänge mehr als im Jahr zuvor. Verkehrssünder haben mehr als 163 Millionen Euro an die Staatskasse gezahlt, das ist die höchste eingenommene Summe seit Bestehen des Bayerischen Polizeiverwaltungsamtes. Schon 2022 war mit 142 Millionen Euro ein Rekord aufgestellt worden. PVA-Präsident Timo Payer betonte angesichts dieser Zahlen, dass es niemals das Ziel sei, Rekordeinnahmen oder einen Maximalbetrag an Einnahmen zu erzielen. „Das oberste Ziel ist und bleibt die Verkehrssicherheit.“
Einen Spitzenwert verzeichnet Bayerns Polizei auch bei den erlassenen Bußgeldbescheiden. 1 005 437 waren es im vergangenen Jahr – 20,45 Prozent mehr als 2022. „Zuletzt“, so Payer, „wurden im Jahr 2007 über eine Million Bußgeldbescheide erlassen.“ Hier wirkt sich laut Payer die Novelle der Bußgeldkatalogverordnung aus, die Ende 2021 in Kraft getreten ist. Durch diese Novelle wurden die Bußgelder in verschiedenen Bereichen, insbesondere bei Geschwindigkeitsverstößen, erhöht, was eine Verschiebung der Verstöße aus dem Bereich der Verwarnung in den Bereich einer Anzeige zur Folge hat.
Besonders niedrig fällt laut Statistik dagegen die Quote der Einsprüche gegen die Bußgeldbescheide aus. Sie lag 2023 bei 4,2 Prozent und damit noch einmal niedriger als 2022 mit 4,44 Prozent. Das ist der niedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre. Diese Entwicklung sei erfreulich, erklärte Payer, da sie gleichermaßen die Akzeptanz der Bürger als auch die ordentliche Arbeit der Polizei, die zu der Akzeptanz führe, verdeutliche.
Häufigstes Delikt war 2023, wie schon in den Jahren zuvor, zu schnelles Fahren. Insgesamt hat die Polizei 1 083 699 Raser erwischt. Das entspricht einer Zunahme von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch stärker, nämlich um 9,1 Prozent, ist die Zahl der verhängten Fahrverbote gestiegen. Insgesamt mussten 63 287 Verkehrsteilnehmer ihren Führerschein für einen oder mehrere Monate abgeben. Der überwiegende Teil dieser Fahrverbote resultierte aus Geschwindigkeitsverstößen, gefolgt von Alkohol- und Drogendelikten und nicht eingehaltenem Abstand.
Für den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) belegen diese Zahlen, wie wichtig eine konsequente Verkehrsüberwachung ist. „Zu schnelles Fahren, zu wenig Abstand und Alkohol und Drogen erhöhen das Risiko schwerer Verkehrsunfälle enorm“, erklärte der Minister gestern. „Wer das nicht kapiert, braucht wirksame Denkzettel wie hohe Geldbußen oder auch Fahrverbote.“ Laut Herrmann war zu hohe und nicht angepasste Geschwindigkeit 2023 die Ursache für rund ein Viertel aller tödlichen Verkehrsunfälle in Bayern. 125 Menschen kamen bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben.