Cabrio-Rekord in Starnberg

von Redaktion

Jonas Isele vom Autohaus Schmidt in Starnberg. © Jaksch

Unterwegs mit dem Wind in den Haaren: In Oberbayern ist die Cabrio-Dichte überdurchschnittlich hoch. © Jakob/pa

Starnberg – Wind in den Haaren, der Arm lässig auf der Autotür – und im Hintergrund das Panorama des Starnberger Sees, während man im Cabriolet auf Spritztour geht. Klingt verlockend? Für viele Starnberger ist das mehr als nur ein Traum. Denn der Landkreis hat die höchste Cabrio-Dichte Deutschlands. 56 Cabrios kommen dort auf 1000 Einwohner – diese Zahlen hat das Kraftfahr-Bundesamt gestern veröffentlicht. Aber liegt die Starnberger Cabrio-Liebe nur an der idyllischen Landschaft? Wohl kaum. Ein Grund dürfte sein, dass Starnberg auf der Liste der reichsten Landkreise Deutschlands seit Jahren ganz oben steht.

Der Starnberger Autoverkäufer Jonas Isele bestätigt: „Cabrios gehen bei uns sehr gut. Das liegt natürlich auch daran, dass die Kunden hier ein vergleichsweise größeres Budget zu Verfügung haben. Als Familienauto würde man kaum ein Cabrio wählen – die Autos, die bei uns verkauft werden, sind eher Zweit-, Dritt- oder Viertfahrzeuge.“ Das Autohaus Schmidt, in dem er arbeitet, ist auf die Marken BMW und Mini spezialisiert: besonders die Mini-Cabriolets sind gefragt. Diese kosten neu etwa zwischen 30 000 und 50 000 Euro, bei BMW muss man mindestens 56 000 Euro hinlegen.

Fast jeder elfte Pkw im Kreis Starnberg hat einen sogenannten offenen Aufbau. Aber muss es denn immer die teure Variante sein? „Naja, ich würde sagen, man sieht hier schon weniger Peugeot 308 Cabrio und mehr Porsche Carrera Cabrio“, beobachtet Isele. Auffallend sei auch der hohe Anteil an Kunden, die ihren Wagen mit Einmalzahlung statt Leasing oder auf Raten bezahlen.

Und wie steht es um die Sicherheit? Man denke an den tragischen Tod der Tänzerin Isadora Duncan, die 1927 in einem offenen Cabriolet starb, weil sich ihr Seidenschal in den Felgen verfing. Der Autoverkäufer kann beruhigen: „Das Sicherheitsrisiko unterscheidet sich nicht von anderen Modellen.“ Von langen Schals sollte man im Cabrio vielleicht trotzdem absehen.

Doch für Jonas Isele ist klar: Cabrio-Fahrer sind eine ganz eigene Spezies. „Entweder man liebt es oder man hasst es. Und wenn man es einmal lieben gelernt hat, bleibt man auch Fan.“ Es gehe ums Lebensgefühl. „Mit dem Cabrio fährt man eher nicht zu Ikea. Mit dem Auto verbindet man gutes Wetter und schöne Erlebnisse, es ist ein Genuss-Fahrzeug.“

Genießer gibt es aber nicht nur in Starnberg. Auf den Plätzen zwei und drei des Cabrio-Rankings folgen der Hochtaunuskreis in Hessen und Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz mit 50 und 49 Cabrios pro 1000 Einwohnern. Nur knapp dahinter: die bayerischen Kreise München (44) und Miesbach (43). Die niedrigste Cabrio-Dichte findet sich dagegen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mit je 11 pro 1000 Einwohner. Doch der Trend geht weiterhin zum Oben-ohne-Fahren: Insgesamt ist die Zahl der Cabrios in den vergangenen zehn Jahren um rund 200 000 Autos gestiegen.

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