Verbaut, aber Sehnsuchtsort für Bergsteiger: Die noch schneebedeckte Zugspitze (Aufnahme vom Mai). © Dominik Bartl
Grainau – Schon wieder ist an der Zugspitze ein Bergsteiger ums Leben gekommen – an etwa derselben Stelle, an der erst vor einer Woche ein 34-Jähriger ebenfalls aus Polen in den Tod gestürzt war. Nach Angaben der Polizei hatte sich am Mittwoch gegen 14 Uhr eine dreiköpfige Bergsteigergruppe aus Polen auf den Weg zur Zugspitze gemacht – wieder auf der Route über das Höllental. Das Trio ging dabei mit rund 30 Meter Abstand zueinander. Nicht weit von der Irmerscharte entfernt stellten die beiden vorderen Alpinisten plötzlich fest, dass sich ihr Freund nicht mehr hinter ihnen befand. Nur wenige Sekunden später entdeckten sie ihn auf dem unterhalb gelegenen Höllentalferner, wo er weiter talwärts rutschte. Er war mehrere hundert Meter abgestürzt. „Der Absturz ereignete sich an einer noch schneebedeckten Stelle“, betont das Polizeipräsidium Oberbayern Süd.
Die Bergsteiger setzten umgehend einen Notruf ab, doch zu spät: Der vom ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph Murnau“ zum Unglücksort geflogene Notarzt konnte nur noch den Tod des 40-jährigen Bergsteigers feststellen.
Für die weiteren Ermittlungen wurden zwei Polizeibergführer der Alpinen Einsatzgruppe der Grenzpolizeiinspektion Murnau vom Polizeihubschrauber am Gletscher abgesetzt. Sie übernahmen die Unfallaufnahme am Unglücksort sowie die Bergung des Leichnams. „Der genaue Unfallhergang ist noch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.“ Sowohl die Alpine Einsatzgruppe der Polizei als auch die Bergwacht weisen darauf hin, dass in höheren Lagen abschnittsweise immer noch sehr viel Schnee vorzufinden ist. „Für Bergtouren bedarf es derzeit eines guten Risikomanagements und der dafür notwendigen Expertise“, schreibt die Polizei. Äußerst kritisch sei „das Begehen von Schneepassagen, welches immer wieder unterschätzt wird“.
Auch der Bergführerverein Werdenfels äußert sich. Ohne ortskundige und geprüfte Bergführer sei das Begehen der Zugspitze jetzt nicht möglich. Man solle ja „nicht auf eigene Faust hochgehen“, so der Ratschlag von Andreas Biberger. Leider werde die Gefahr von auswärtigen Bergsteigern, die die Warnungen zum Teil gar nicht verstehen würden, oft unterschätzt.
MM