Kein Stich für die Mücke

von Redaktion

Was wirklich gegen die Plagegeister hilft – und was nicht

München – Die Mücken sind da – und zwar in Massen! Etwa zwei Wochen nach den Überflutungen in ganz Bayern schlüpfen jetzt die Überschwemmungsmücken: Und zwar schlagartig bis zu 100 Millionen Tiere pro Hektar. „So schlimm war es noch nie, hat mir gerade ein Anrufer vom Chiemsee berichtet“, erzählt die Mückenexpertin Dr. Silke Göttler vom Unternehmen Biogents, das auch für München die Ausbreitung der Tigermücken erforscht.

Die Mückenjägerin gibt Tipps, wie die Blutsauger keinen Stich machen. Nach der Paarung haben die Weibchen jetzt großen Blutdurst. Sie brauchen die Proteine zur Entwicklung der Eier für die nächste Generation. Während sich gewöhnliche Hausmücken in einem Radius von circa 500 Metern aufhalten und während der Dämmerung fliegen, können Überschwemmungsmücken mehr als zehn Kilometer überwinden und starten bereits am Nachmittag.

Das alles macht sie nun zu einer Plage dort, wo große Flächen überflutet waren und ganz besonders am Ammersee, Starnberger See, Chiemsee und Bodensee. Aber auch überall dort, wo das Grundwasser stark anstieg: Die Eier der Überschwemmungsmücken werden in feuchter Erde abgelegt und überdauern Jahre, bis es dort wieder mal nass genug ist. „Sechs bis acht Wochen werden die Überschwemmungsmücken uns zu schaffen machen“, so Göttler.

Gleichzeitig haben auch die Hausmücken ideale Brutbedingungen: „Ihnen reichen Gießkannen oder vollgelaufene Blumentopfuntersetzer“, so die Expertin. Diese Brutstätten sollte man auskippen. Auch um die weitere Ausbreitung der Tigermücke zu verhindern. Göttler setzt in ihrem Garten auf die Mückenfallen ihres Unternehmens, dabei werden die Blutsauger mit einem patentierten Duftgemisch angezogen. Auch für die Untersuchungen in München kommen diese Fallen zum Einsatz.

Wer einen Ausflug plant, sollte helle Kleidung mit langen Armen und Beinen bevorzugen: „Schwarz strahlt mehr Wärme ab, das zieht Mücken an“, so die Expertin. Die klassischen Repellents für die Haut wie Autan oder Antibrumm seien ebenfalls wirksam, die darin enthaltenen chemischen Wirkstoffe DEET oder Icaridin überdecken den Eigengeruch des Körpers für mehrere Stunden. Mücken fliegen auf das CO2 in der Atemluft der Menschen, das sie sogar aus einer Entfernung von 50 Metern erspüren. Eine Rolle spielt zudem der individuelle Körpergeruch, der genetisch bedingt ist und von den auf unserer Haut lebenden Mikroben bestimmt wird. Es ist Schicksal, wer besonders schmackhaft duftet.

Nach einer Studie der Virginia Tech University wirken Seifen mit Kokosnuss eher abschreckend. Aber das ist vermutlich ähnlich wenig wirksam wie der Tipp Pflanzen wie Lavendel oder Tomaten auf Fensterbänken zu kultivieren. Armbänder, die als Schutz verkauft werden, sind bei Stiftung Warentest durchgefallen.

Verdampfungsgeräte für den Außenbereich können helfen, allerdings nur bei Windstille. Biozid-Verdampfer für Steckdosen in Innenräumen sind wirksam, aber nicht ohne Nebenwirkungen: Bei empfindlichen Menschen können sie Kopfschmerzen, Schwindel und Taubheitsgefühle auslösen. In Kinderzimmern sollten sie nicht verwendet werden. Besser ist es, die Fenster mit Mückenschutz und das Bett mit einem Moskitonetz auszustatten.

Wer sich über juckende Stiche ärgert, sollte sich für die Natur freuen: Für Vögel und andere Tiere, die Insekten fressen, ist dieser Sommer ein Schlaraffenland. SUSANNE STOCKMANN

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