Das Festspiel-Paar: Elena Hammerschmid und Sebastian Josef Danner im Hof des Herzogschlosses. © Weigel/dpa
Straubing – 19 Mal wird in Straubing in den kommenden Wochen die Bernauerin vor Publikum in der Donau ertränkt – und zwar bei den Agnes-Bernauer-Festspielen im Innenhof des Herzogsschlosses. Kurz vor der heutigen Premiere steigt in der niederbayerischen Stadt das Festspielfieber. Die Neuinszenierung dieser Krimiromanze stammt von Regisseur Thomas Stammberger.
Im Mittelpunkt des Trubels stehen Sebastian Danner und Elena Hammerschmid. Sie verkörpern das Liebespaar Albrecht von Bayern-München und Agnes Bernauer. Nach monatelangen Vorbereitungen wollen endlich loslegen. Das Duo ist völlig im Festspiel-Tunnel: Neben Beruf und Familie gehöre jede freie Minute den Proben.
Die Vorfreude sei jetzt größer als die Nervosität, sagt Danner. Die größte Aufregung löse bei ihm eine Tanzszene aus. Seine Spielpartnerin hatte nach eigenen Worten eigentlich die größte Panik vor Texthängern. Jedoch findet sie inzwischen das Umziehen zwischen den Szenen viel stressiger. Dafür sei teilweise nur eine Minute Zeit. Drei bis vier Helfer benötige sie für die Kostümwechsel.
Mehr als 100 Laiendarsteller stehen bei dem Freilichtspiel auf der Bühne, dazu kommen mehrere Dutzend Helfer hinter den Kulissen. Die Vorbereitungen im Schlosshof seien auf der Zielgeraden, sagt Karl Weber, der Vorsitzende des Festspielvereins. Nun müsse noch das Wetter mitspielen. Die Fußball-EM scheint die Menschen nicht vom Ticketkauf abzuhalten. Etwa 80 Prozent der Karten seien schon weg.
Fast 600 Jahre alt ist die Geschichte um Agnes Bernauer, die für ihre Liebe zum Herzogssohn Albrecht zum Tode verurteilt wurde. Der Wittelsbacher-Spross hatte sich ausgerechnet in die junge Frau niederen Standes – angeblich eine Augsburger Baderstochter – verliebt. Albrechts Vater, Herzog Ernst I. von Bayern-München, war der Überlieferung nach so gar nicht begeistert von der Auserwählten seines Sohnes. Albrecht soll seine Agnes trotzdem heimlich geheiratet haben. Um die jahrelange Liaison zu beenden, war Herzog Ernst jedes Mittel recht: Er ließ Agnes kurzerhand verhaften und zum Tode verurteilen. Sie wurde in der Donau ertränkt.
Seit dem Jahr 1935 wird die Geschichte in Straubing als Freilichtspiel mit wechselnden Inszenierungen aufgeführt. Regisseur Stammberger will die Liebesbeziehung weniger romantisierend darstellen, sagt er. Auch die inneren Konflikte und verschiedenen Ziele der Charaktere würden herausgearbeitet. Zusammen mit dem Historiker Werner Schäfer habe er die Geschichte – soweit belegt – nachrecherchiert. Dabei seien sie auch auf Figuren gestoßen, die bisher im Festspiel keine Rolle gespielt hätten – und nun für neue Akzente sorgen sollen.