„Die Passion ist meine Lebensader“

von Redaktion

Christian Stückl will 2030 in Oberammergau wieder inszenieren – und ist vom Gemeinderat enttäuscht

Christian Stückl bei den Passionsspielen im vergangenen Jahr in Oberammergau. © Andreas Mayr

Oberammergau – Es war ein kleiner Paukenschlag. Kürzlich hat der Oberammergauer Gemeinderat beschlossen, neue Bewerber für das weltberühmte Passionsspiel im Jahr 2030 zu suchen. Die Begründung: Man wolle dem Nachwuchs eine Chance geben. Das durfte man getrost als Affront gegenüber dem langjährigen Spielleiter und Intendanten des Münchner Volkstheaters Christian Stückl verstehen. Vier Mal hat er die Passion bereits inszeniert – und das durchaus erfolgreich, sowohl aus künstlerischer als auch finanzieller Sicht. Nun äußert sich Stückl gegenüber unserer Redaktion zu der Entscheidung der Gemeinde.

Die Räte hätten die Nachwuchssuche bei ihrer Entscheidung in den Vordergrund gestellt, sagt Stückl (62). „Diese Arbeit mache ich seit ewigen Zeiten. Beim letzten Passionsspiel hatte ich die jüngste Mannschaft überhaupt.“ Als zweiten Spielleiter und Nikodemus-Darsteller hatte er beispielweise Abdullah Karaca installiert. Um ihn einzuarbeiten in die wichtige Rolle.

Stückl sagt, er stehe weiter zur Verfügung

Aber offenbar will sein künstlerischer Ziehsohn das Ruder schneller übernehmen. Er war bei der Gemeinderatssitzung anwesend, angeblich gab es schon im Vorfeld Gespräche mit ihm, bei denen ihm der Spielleiter-Posten angedient wurde. Stückl sagt dazu nur: „Mich hat geschockt, dass er mit mir nicht darüber geredet hat.“

Trotz der jüngsten Entscheidung betont Stückl, dass er weiter für die Passion brenne, er stehe für 2030 zur Verfügung. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit, meine Lebensader, die man mir rausziehen will“, sagt er. Deshalb nerve ihn der ganze Vorgang schon ein bisschen.

Ein Konzept will er nicht einreichen

Aber eines stellt er klar: Bewerben für das neue Verfahren werde er sich nicht. „Ich habe dem Gemeinderat ganz klar gesagt, dass ich’s machen möchte“, sagt Stückl. Er versteht das als Bewerbung. Deshalb werde er in dem geplanten Verfahren kein Konzept einreichen. Enttäuscht, das wird im Gespräch deutlich, ist er aber schon von der Entscheidung des Gemeinderats. Er ist überzeugt, dass es dort „um ganz andere Dinge als um die Zukunft des Passionsspiels geht. Da geht’s um Persönliches und das ist schade.“

Auch im Gemeinderat war die Entscheidung für eine öffentliche Bewerbungsrunde nicht unumstritten. „Stellen wir Christian Stückl jetzt aufs Abstellgleis“, hatte ein Ratsmitglied gefragt. Am Ende entschied sich das Gremium aber mit nur drei Gegenstimmen für den neuen Weg. Ausgang? Offen. T. BRINKMANN/M. SCHAUER

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