Seniorengerechte Städte

von Redaktion

Kommunen wollen sich für steigende Zahl der Rentner rüsten

Kempten – In den nächsten beiden Jahrzehnten werden die Senioren die am stärksten wachsende Gruppe sein, da sind sich die Forscher sicher. Nach der jüngsten Bevölkerungsprognose des Statistik-Landesamtes wird die Zahl der Menschen ab 65 Jahren bis 2042 um mehr als ein Viertel steigen. Die Gesamtbevölkerung wird hingegen bis dahin um nicht einmal fünf Prozent zunehmen.

Diese Zahlen zeigen, dass sich die Gesellschaft auf deutliche Veränderungen einstellen muss. Die Städte haben deswegen das Thema zum Schwerpunkt ihres Jahrestreffens gemacht. Am Donnerstag werden Rathauschefs aus allen Teilen des Freistaats beim Städtetag in Kempten diskutieren, was die Kommunen alles machen müssen, um der steigenden Zahl der Rentner gerecht zu werden.

Die demografische Entwicklung stellt die Verwaltungen vor viele Aufgaben. So müssen zusätzliche barrierefreie Wohnungen entstehen, angesichts des Klimawandels muss der Hitzeschutz in den Städten verbessert werden, die Behörden und Geschäfte müssen sich auf immer mehr demente Menschen einstellen und das Nahverkehrsangebot muss ausgeweitet werden, damit die in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. „Heute für morgen heißt: Wir bauen heute die Stadt, in der wir morgen als Senioren leben wollen“, sagt Michael Cerny (CSU), der Oberbürgermeister aus Amberg.

Die Städtevertreter sind damit konfrontiert, dass eine Bevölkerungsgruppe stark steigt, die auch als besonders gefährdet und verletzlich gilt. Dies zeigt sich an den Pflegebedürftigen. CSU und Freie Wähler hatten schon 2018 eine Pflegeplatzgarantie versprochen. Binnen fünf Jahren sollte diese Garantie in Bayern umgesetzt werden – das Projekt scheiterte.

Im Pflegebereich ist darüber hinaus die zunehmende Zahl von Demenzpatienten eine Herausforderung. Laut Staatsregierung könnte sie bis 2040 von heute 270 000 auf 380 000 steigen. Trotz der steigenden Fallzahlen sei das Thema Demenz in unserer Gesellschaft immer noch „überwiegend ein Tabu“, heißt es vom Städtetag. Dass es auch anders geht, zeigt die mittelfränkische Stadt Stein. Dort gibt es verschiedene Aktionen, um die Lebensbedingungen von Demenzkranken und deren Angehörigen zu verbessern. So wurden Schulungen angeboten, damit Geschäftsleute sich auf Kunden mit Demenz vorbereiten.

Um ihre künftigen Aufgaben zu erfüllen, verlangen die Kommunen allerdings Hilfe von Bund und Land. Der Freistaat müsse die Entwicklung einer „Stadt der kurzen Wege“ fördern, heißt es. Die Landesplanung müsse so ausgerichtet werden, dass die Ortskerne „weiterhin als soziale Treffpunkte, Versorgungs- und Handelszentren“ erhalten bleiben. Die Kommunen wollen ein Abwandern von wichtigen Einrichtungen an die Stadtränder verhindern. Die Städtebauförderung soll nach Überzeugung des Kommunalverbands künftig verstärkt auf die Senioren ausgerichtet werden. Alternative Wohnformen wie Genossenschaften sollten ebenso unterstützt werden wie Nachbarschafts- oder Quartierstreffpunkte, die als „Kümmerer“ eine Anlaufstelle für ältere Bewohner sein können.

Beim öffentlichen Personennahverkehr will der Verband bis 2030 eine „deutliche Erhöhung der Fahrgastzahlen“ erreichen. „Dafür müssen Bund, Freistaat und Kommunen eine Angebotsoffensive für den ÖPNV starten“, heißt es in dem Forderungskatalog.  dpa

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