Eine S-Bahn der alten Baureihe 420 fährt an der Baustelle für die 2. Stammstrecke vorbei. Die Fahrzeuge müssen nun in die Werkstatt. © Sigi Jantz
München – Die Münchner S-Bahn muss vorerst auf einen Teil ihrer Fahrzeugflotte verzichten. Der auch als Olympia-S-Bahn bekannte Fahrzeugtyp ET 420 ist ein Fall für die Werkstatt. In einem Beitrag für das Online-Portal „Drehscheibe“ wird aus einer offenbar internen Quelle berichtet. Demnach seien bei Routinearbeiten in der S-Bahn-Werkstatt München-Steinhausen Schäden an den Stoßdämpfern festgestellt worden. „Da der reibungslose und sichere Betrieb der S-Bahn für uns oberste Priorität hat, haben wir alle Fahrzeuge der Baureihe ET 420 vorsorglich bis auf weiteres außer Betrieb genommen.“
Die S-Bahn bestätigt den Vorgang auf Anfrage unserer Zeitung. „Derzeit läuft eine Überprüfung der Stoßdämpfer“, erklärt eine Bahnsprecherin. Wegen dieser kurzfristig notwendigen Reparatur komme es zu Ausfällen bei den Taktverstärkern. Beispielsweise fielen gestern alle Züge der S20 (Geltendorf–Pasing–Höllriegelskreuth) aus, ebenso die Taktverstärker der S8 zwischen Germering-Unterpfaffenhofen und Ostbahnhof. Eigentlich gibt es hier zu Stoßzeiten einen 10-Minuten-Takt, gestern jedoch nicht. Am Montagabend waren laut „Drehscheibe“ die Taktverstärker der S2 Markt Schwaben–Dachau entfallen. Die S-Bahn musste auch Züge kürzen, um die Lücken im Fahrzeugbestand auszugleichen.
Die S-Bahn hatte die ersten 15 Fahrzeuge der Baureihe ET 420 Anfang 2014 aus Stuttgart übernommen, im Werk Nürnberg generalüberholt und seit Ende 2014 im Münchner Netz fahren lassen. Später kamen weitere Fahrzeuge hinzu. Es handelt sich in allen Fällen um Züge der 8. Bauserie, die Anfang der 1990er-Jahre gefertigt wurden – also nicht um die originalen „Olympiatriebzüge“ aus den 1970er-Jahren. Derzeit sind 36 Fahrzeuge der Baureihe ET 420 in ihrem Bestand.
Wann die Schäden behoben sein können, konnte gestern nicht mitgeteilt werden. Nur so viel: „Unsere Werkstatt arbeitet mit Hochdruck daran, sodass die betroffenen Fahrzeuge möglichst schnell wieder in den Einsatz gehen können. Wir bitten die Beeinträchtigungen zu entschuldigen.“
Neben dem Problem mit dem ET 420 kämpft die S-Bahn seit Wochen auch mit einem Hangrutsch nach Starkregen. Seit Anfang Juni schon ist der Abschnitt Icking–Wolfratshausen gesperrt, S7-Fahrgäste müssen auf den Ersatzverkehr ausweichen. Die Reparatur soll bis 1. Juli dauern.
Problem am Rande: In Wolfratshausen wurden zwei der S-Bahnen des neuen Typs ET 423 geparkt und durch die Streckensperrung nun „eingesperrt“. Sie können nicht den normalen Betrieb unterstützen, obwohl man sie dringend bräuchte. DIRK WALTER