Razzia in Benkos Luxus-Villa

von Redaktion

Ermittler durchsuchen mit „Cobra-Einheit“ das Anwesen des Signa-Gründers in Innsbruck

Signa-Gründer René Benko im Mai. © Hochmuth/APA/dpa

Polizeiautos stehen vor der Villa von René Benko im Innsbrucker Stadtteil Igls. © Angerer/APA/dpa

Das historische Hertie-Gebäude am Münchner Hauptbahnhof. © Klaus Haag

Die privat genutzte Villa von René Benko wurde gestern von österreichischen Ermittlern durchsucht. © Groder/Expa/APA/dpa

Innsbruck – Alarm für Cobra Österreich! So oder so ähnlich dürfte der Einsatz am Dienstagmorgen in Innsbruck gelautet haben. Mit einer Cobra-Einheit – so heißt im Nachbarland das Sondereinsatzkommando – stand die Polizei mit der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vor der Villa von Signa-Gründer René Benko. Das Anwesen wurde auf links gedreht. Der Einsatz diene der „Sicherstellung von allfälligen Unterlagen und Gegenständen zu den medial ohnehin bereits transportierten Vorwürfen“, teilte Benkos Anwalt mit. Er bezeichnete den Einsatz als „sehr professionell“. Benko – dessen Signa-Pleite auch in München reihenweise Bauruinen in Bestlage hinterlassen hat, darunter etwa den historischen Hertie am Hauptbahnhof oder das Kaut-Bullinger-Haus an der Rosenstraße – verhalte sich „kooperativ und konstruktiv“.

Auch die Signa Holding in Innsbruck sowie die Luxusimmobilien-Gesellschaft Signa Prime und der Immobilienentwickler Signa Development in Wien wurden durchsucht. Der Insolvenzverwalter der Holding, Christof Stapf, habe mit Sachverständigen bereits im Dezember mit der Sicherung der Daten begonnen und arbeite eng mit den Behörden zusammen, hieß es vom Verwalter.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa in verschiedenen Fällen. Einerseits läuft eine Untersuchung wegen mutmaßlichen Kreditbetrugs. Dabei geht es um den Verdacht, dass bei der Verlängerung von Krediten Zahlungsfähigkeit vorgetäuscht wurde. Andererseits prüft die Staatsanwaltschaft, ob der 47-Jährige versucht hatte, einen hochrangigen Finanzbeamten zu bestechen. Seine Anwälte wiesen alle Vorwürfe zurück.

Wie berichtet, hat auch die Münchner Staatsanwaltschaft I ein Verfahren gegen Benko eingeleitet. Der Verdacht lautet auf Geldwäsche. Laut der „Bild am Sonntag“ geht es dabei um den einstigen Karstadt an der Schützenstraße, für den Signa einen Milliardenbetrag bei Banken und Investoren eingesammelt hat. Dabei sollen überhöhte Angaben über künftige Mieteinnahmen gemacht worden sein, um höhere Darlehen zu besseren Konditionen zu bekommen.

In der Münchner Fußgängerzone wird nun der Pharmakonzern Novartis übrigens doch nicht in die Räume der Alten Akademie ziehen. Der Konzern will den Mietvertrag für das insolvente Signa-Projekt auflösen. Durch die Bauverzögerungen seien die Pläne „für den zeitnahen Einzug in die Räumlichkeiten nicht mehr realisierbar“, sagt eine Novartis-Sprecherin der „SZ“. N. HOFFMANN

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