Der Siebenschläfer ist ein scheues, nachtaktives Tier. Am 27. Juni bekommt er jedes Jahr große Aufmerksamkeit. © Imago
Er hat schwarze Knopfaugen, einen buschigen Schwanz – und bekommt jedes Jahr am 27. Juni große Aufmerksamkeit: Denn am Siebenschläfertag entscheidet sich, wie das Wetter die nächsten sieben Wochen sein wird. Wir haben sieben Fakten zum Siebenschläfertag gesammelt:
Fakt 1: Es wird warm, bleibt aber nicht so
Höchstwerte bis zu 26 Grad, dazu Wolken und Regen, aber auch Gewitter sind laut Wetterbericht heute drin. Eigentlich müsste es jetzt sieben Wochen lang so bleiben. Gerade für die ersten Juli-Tage sagen die Wettermodelle wieder mehrere kalte Tage (um die 20 Grad oder sogar kälter) mit Wolken und Regen voraus. „Wer heuer auf einen stabilen Sommer hofft, der einige Wochen lang dauert, der wird wohl eher enttäuscht werden“, sagt der Meteorologe Dominik Jung.
Fakt 2: Luftströme sind entscheidend
Laut altem Volksglauben ist der Siebenschläfertag ein so genannter Lostag für das Wetter. Dominik Jung sagt jedoch, es sei Unsinn, eine Prognose an einem spezifischen Tag festzumachen. Man könne Wettertendenzen eher in weiter gefassten Zeiträumen feststellen. Beobachtungen des Wetters von Ende Juni bis Anfang Juli in den vergangenen Jahrzehnten ergaben, dass sich relativ häufig um diese Zeit eine stabile Wetterlage in Mitteleuropa etabliert. Das liegt an der Zugbahn der Tiefdruckgebiete, die vom Jet-Stream gesteuert wird, einem Starkwindband in etwa zehn Kilometern Höhe.
Fakt 3: Von der Regel gibt‘s viele Varianten
Die Landwirte, die sich an den Bauernregeln wegen ihrer Ernte orientierten, haben zum Siebenschläfertag viele Varianten im Volksmund etabliert. „Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.“ „Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet‘s ganze sieben Wochen.“ „Ist der Siebenschläfer nass, regnet‘s ohne Unterlass.“ Ähnlich viele Regeln gibt es zum Beispiel zu den Hundstagen, der heißen Zeit zwischen 23. Juli und 23. August.
Fakt 4: Tag und Tier hängen nicht zusammen
Seinen Namen verdankt der Tag einer alten Legende. Sie geht zurück in die Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius 251 nach Christus, als sich sieben junge Christen in einer Berghöhle nahe Ephesos versteckten. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert, starben aber nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Dann wachten sie auf und konnten den Glauben an die Auferstehung der Toten bezeugen. Auch im Islam gibt es eine Version der Legende.
Fakt 5: Auch andere Regeln sind bewährt
„Regnet’s an Peter und Paul, wird des Winzers Ernte faul“, besagt eine Regel – Peter und Paul ist am 29. Juni. Allgemein heißt es: „Ist der Juni warm und nass, gibt‘s viel Korn und noch mehr Gras.“ Oder ein kleiner Ausblick auf den Juli-Anfang: „Fängt der Juli mit Tröpfeln an, wird man lange Regen hab’n.“
Fakt 6: Die Zahl 7 gilt als magisch
Der Siebenschläfer hat seinen Namen, weil er rund sieben Monate pro Jahr schläft. Das passt gut zur Sieben-Wochen-Bauernregel. Grundsätzlich hat die Zahl Sieben seit Urzeiten etwas Mystisches. Es ist die Summe aus drei und vier, und laut christlicher Zahlensymbolik des Mittelalters steht die Drei für den dreifaltigen Gott, die Vier steht für die vier Elemente. In Gebäuden wurde das Siebeneck oft bei Gräbern und Grabkapellen für die ewige Ruhe verwendet. In Märchen taucht die magische Zahl oft auf, es gab sieben Weltwunder, und laut Schöpfungsgeschichte dauerte die Erschaffung der Welt sieben Tage.
Fakt 7: So geht‘s den Siebenschläfern
Sogar in einer Großstadt wie München sind die kleinen nachtaktiven Nager heimisch. Ist einer in Not, sind Sabine Gallenberger und alle Helfer vom Wildtierwaisen-Schutz zur Stelle. Sie beraten Menschen, die verwaiste Tiere finden, ziehen sie mühsam mit der Flasche groß und wildern sie wieder aus. „Letztes Jahr haben wir etwa 100 Siebenschläfer versorgt.“ Leider sei das Verständnis für Wildtiere nicht groß. „Menschen sehen einen Siebenschläfer, denken: Hilfe, eine Ratte! Und schon wird der Kammerjäger geholt.“ Tipps: Keine Tiere mit der Lebendfalle einfangen und irgendwo aussetzen. Das sind oft Muttertiere, ihre Jungen müssen sterben. Erst beim Wildtierverein anrufen (0151/41 6666 88). In Regentonnen oder Brunnen (z.B. in Friedhöfen) Bretter oder Stöcke als Ausstiegshilfe legen – hier ertrinken jährlich viele Siebenschläfer. A. STINGLWAGNER