Das lange Warten auf die Polypen-Operation

von Redaktion

Vergütungsstreit zwischen Kassen und Ärzten sorgt für massive Termin-Verzögerungen bei Kindern

Bad Tölz – Ein elfjähriges Mädchen hat seit geraumer Zeit mit Ohrenproblemen zu kämpfen. Der Befund des Hals-Nasen-Ohren-Arztes: „Die Polypen müssten dringend entfernt und die Mandeln verkleinert werden“, so schildert es der Vater des Kindes. Eigentlich ein Routine-Eingriff. Doch als der Vater in der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz vorfühlte, bekam er die Auskunft: Ein OP-Termin? Frühestens im Herbst 2025.

Akzeptieren will er das nicht. Seine Tochter höre schlechter wegen der Flüssigkeit im Ohr, sie müsse Medikamente nehmen, von denen sie müde werde. Das sei kein Dauerzustand. Doch auch in der Wolfratshauser Kreisklinik hieß es, viel schneller käme er nicht dran. Außer, wenn er die Operation aus eigener Tasche zahle.

Auf Anfrage bestätigt die Kreisklinik, dass es zu Wartezeiten von über einem Jahr kommen könne. Der Hintergrund: „Die Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen für ambulante HNO-Operationen wie die Entfernung der Adenoide (Rachenmandeln oder Polypen) und das Einlegen von Paukenröhrchen wurde in den letzten Jahren drastisch gesenkt“, erklärt Ingo Kühn, Geschäftsführer der Kreisklinik Wolfratshausen. Ihm zufolge liegen die Kosten für eine OP über der Erstattung. „Deshalb führen wir diese ambulanten Eingriffe nicht mehr durch und beteiligen uns am bundesweiten Streik der belegärztlich operierenden Ärzte.“ An der Asklepios-Klinik in Bad Tölz werden solche OPs zwar weiter durchgeführt. Aber die Anfragen seien seit dem Streikaufruf im Januar 2023 massiv angestiegen, so eine Sprecherin.

Er bedaure, dass der Konflikt auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werde, sagt Kühn. Eine Lösung müssten Kassen, Kassenärztliche Vereinigung und Politik finden.

Für die Tölzer Familie fand sich am Ende doch noch eine Lösung. Ein anderer HNO-Arzt übernimmt nun die OP. Und zwar im August – diesen Jahres, wohlgemerkt. ANDREAS STEPPAN

Artikel 4 von 11