Ein Bild aus besseren Zeiten: Fredl Fesl mit Frau Monika vor gut zehn Jahren auf ihrem Bauernhof bei Pleiskirchen. © Armin Geier
Pleiskirchen – Angst vorm Tod? Die hatte Fredl Fesl nicht. Jedenfalls ließ er sie sich nie anmerken. Im Gegenteil. Wenn man sich nach seinem Befinden erkundigte, ihn auf sein Parkinson-Leiden ansprach, gab‘s als Antwort einen typischen Fredl-Spruch: „Es geht schon. Und weißt: Das Sterben kann ja nicht so schlimm sein – sonst würden es ja nicht so viele tun.“
Die Trauer um den großen Liedermacher – sie ist groß. Wie berichtet, starb Fesl am Dienstag in seinem Haus bei Pleiskirchen. Es war ein friedlicher Abschied, eine „Erlösung“, wie seine Ehefrau Monika sagt. „Er wollte ja schon länger gehen. Aber trotzdem kam alles irgendwie überraschend. Und tut so weh.“ Am Dienstagvormittag hatte Fredl Fesl noch ganz normal gefrühstückt, fühlte sich eigentlich ganz gut. Plötzlich passierte es dann. Der 76-Jährige ging langsam von der Küche ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa. Dort atmete er zweimal tief ein, schloss die Augen – und sein Herz hörte auf zu schlagen. Der sofort alarmierte Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun.
Diese verdammte Krankheit hatte ihm so lange so schwer zu schaffen gemacht. Und trotzdem kämpfte er unermüdlich dagegen an. Letzten Donnerstag erst besuchte er noch seinen geliebten Stammtisch. „Das ließ er sich nicht nehmen“, erzählt Ehefrau Monika. Mit seinem Pfleger fuhr er dort immer hin. Dann saß er wegen der Muskelversteifungen im Rollstuhl am Wirtshaus-Tisch, hörte seinen Freunden zu, lächelte – denn das Sprechen fiel ihm mittlerweile sehr schwer. „Er nahm aber alles wahr, war noch voll da“, wissen die Spezln. Auf die Frage, wann eigentlich Deutschland gegen die Schweiz spielt, sagte Fredl sofort: „Am Sonntag – um neine.“ Natürlich schaute er sich das Spiel an. Eh klar – Fesl war Fan und er hatte ja höchstselbst das Fußball-Lied erfunden. Erinnern Sie sich? „Vierundvierzig Fußballbeine rasen hin und rasen her. Denn das Spielfeld ist begrenzt und das macht’s besonders schwer…“
Seit gestern steht das Telefon im Hause Fesl nicht mehr still. Viele wollen ihr Beileid aussprechen, wollen einfach nur anmerken, wie viel ihnen dieser wunderbare Mensch bedeutet hat. „Es ist wirklich berührend“, erzählt Monika Fesl. Sie ist dankbar, dass ihr Ehemann am Ende nicht leiden musste. „Er brauchte keine Schmerzmittel. Dass er so gehen durfte, dafür bin ich dankbar.“ Und für all die Zeit. „Diese Jahre, die ich mit ihm verbringen durfte, sie waren so erfüllend. Fredl brachte mich so oft zum Lachen.“ Ja, das konnte er. Das war seine Bestimmung.
Wann und wo der beliebte Bayer beerdigt wird, steht noch nicht fest. Erst mal muss sich die Familie jetzt in Ruhe zusammensetzen: die zwei Töchter, Fredls Geschwister, seine Frau. Der Liedermacher hatte aber einmal in einem Gespräch mit unserer Zeitung angemerkt, dass er ungern auf einem riesigen Friedhof liegen würde. „Da sind doch so viele andere Leute – und ich will doch meine Ruhe.“ Ja – und die hast du dir wahrlich verdient, lieber Fredl. Mach‘s guad.
ARMIN GEIER