Das Symbolbild zeigt eine Kuhherde auf einer Alm in Kaprun. Gerade Muttertiere mit Kälbchen sind schreckhaft. © imago
Der Notarzt und die Bergretter vorsorgen die Schwerstverletzte auf der Schlossalm. Dahinter ist der Helikopter zu sehen, mit dem die Kühe vertrieben worden sind. © Bergrettung Hofgastein
Bad Hofgastein – Im Salzburger Land hat sich am Mittwoch ein tragischer Unfall ereignet. Auf der Schlossalm bei Bad Hofgastein ist eine Frau von einer Kuhherde niedergetrampelt und dadurch getötet worden. Die 40-jährige Einheimische war in Begleitung ihrer beiden Töchter auf einer leichten Wanderung unterwegs. Sie hatten zwei kleine Hunde – einen Malteser und Havaneser – dabei.
Auch die beiden Töchter, 20 und 23 Jahre alt, wurden bei dem Angriff verletzt. Eine von ihnen schwer, die andere leicht, teilte die Bergrettung Bad Hofgastein gestern mit. Sie konnten sich aber selbst in Sicherheit bringen, sodass die Jüngere mit ihrem Handy schließlich den Notruf absetzen konnte. Ein Bergretter war schnell vor Ort und begann damit, die schwerstverletzte Mutter zu reanimieren und ihre Wunden zu vorsorgen. Als der Rettungshubschrauber aus Zell am See eintraf, übernahm ein Notarzt. Trotz der raschen Versorgung starb die 40-Jährige aber noch vor Ort.
Zu dem Zeitpunkt herrschte in der Kuhherde noch Unruhe. Der Pilot des Rettungshubschraubers ließ die Maschine während des Einsatzes tief über dem Unfallort schweben, berichtet der ORF. Um die offenbar noch immer angriffslustige Herde auf Abstand zu halten. Die beiden Töchter standen unter Schock und wurden per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. 13 Bergretter transportierten ihre tote Mutter ins Tal. Die beiden verletzten Familienhunde wurden von den Bergrettern ebenfalls versorgt.
Die Alpinpolizei ermittelt nun, wie der Unfall abgelaufen ist. Derzeit gehen die Beamten davon aus, dass die beiden Hunde angeleint waren. Ansonsten wären sie wohl weggelaufen. Angeleint aber konnten sie die Kühe noch mehr aufscheuchen.
„Wenn es irgendwie möglich ist, sollte der Hund bei einer plötzlichen Kuhattacke von der Leine gelassen werden“, rät Gerhard Kremser, Bezirksleiter der Bergrettung im Pongau. Hunde könnten dann fliehen – und das wiederum bewahrt Herrchen oder Frauchen oft vor noch mehr Aggressivität. In vielen Fällen würden Menschen von Kühen nicht angegriffen, erklärt der Chef der Bergretter, wenn Hunde nicht direkt mit ihnen verbunden sind.
Der Unfall setzt die ganze Region unter Schock. Markus Viehauser ist Bürgermeister von Bad Hofgastein, arbeitet selbst als Landwirt und betreut eine Mutterkuhherde. Er sagte dem ORF, die Menschen müssten noch bewusster mit den Tieren umgehen. Wegen des Verteidigungsinstinktes der Mutterkühe sei es wichtig, viel Abstand zu halten, damit sich die Tiere und ihre Kälbchen nicht bedroht fühlen.
Petra M. aus Nordrhein-Westfalen schockiert der Vorfall zutiefst. Die 65-Jährige ist im Juli 2022 selbst beim Wandern in Tirol von einer Kuh angegriffen worden und wurde dabei schwer verletzt. Sie klagte auf Schadenersatz – und verlor in erster Instanz. Inzwischen ist einer Berufung stattgegeben worden.
MC