Mit Udo Lindenberg 1977 im Heppel & Ettlich. © Imago
Tagsüber Zirkusakrobat, abends spielte er ein Konzert im 1500-Plätze-Zelt.
Zu Gast bei Alfred Biolek in Köln: Fesl auf Promotion-Tour.
Zweimal wurde Fredl Fesl oberbayerischer Jugendmeister im Gewichtheben. © Volk Verlag (3)
München – Kein Mensch käme auf die Idee, zu Fredl Fesl Alfred Raimund Fesl zu sagen. Er selbst wäre darauf auch nicht gekommen, doch so wurde er getauft. Alfred Raimund Fesl, geboren am 7. Juli 1947 im niederbayerischen Grafenau, gestorben am 25. Juni 2024 im oberbayerischen Pleiskirchen. Und zwischendurch, in seiner Jugendzeit, wurde Fredl ein Münchner. Und dort entdeckte der Mann, der (fast) alles kann, auch das Gewichtheben für sich.
Die Eltern waren in die Landeshauptstadt gezogen, weil ihnen ihre Gastwirtschaft in Greding nach ein paar Jahren zu anstrengend wurde. Für Fredl war das erst prima, weil er aus dem Ingolstädter Internat „entlassen“ wurde und er in München die Weichen für das stellen konnte, womit er Millionen verzückte: seine Lieder, seine Verse, seine Ansagen.
Neben Hirnschmalz brachte Fredl Fesl auch jede Menge Muckis und ein robustes Rückgrat zusammen. Mit 15 kam er durch einige Schulspezis zum ESV München-Ost in die Abteilung Ringen und Gewichtheben. Das Heben und die Erfolge spornten ihn so an, dass er dafür sogar sein geliebtes Trompete-Üben grob vernachlässigte. Gleich zwei Jahre hintereinander, 1966 und 1967, wurde er oberbayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben.
Es scheint, als ob alles, was Fredl Fesl anpackte, ein Erfolg wurde. Eine kleine Auswahl: zeichnen, werkeln, basteln, baggern, musizieren, dichten, singen. Aber Letzteres weiß schließlich jeder. Das alles scheint umso erstaunlicher, da Fesl eine gesunde Abneigung gegen die Schule hatte. Oder ist das eben gerade nicht erstaunlich? Dass so eine blühende Fantasie sich nicht in Fesseln legen lässt? Als Teenager hatte er von der Schule „endgültig die Nase voll“, wie er mal sagte. Er ging zu einem Kunstschmied in die Lehre. Nach dem Abschluss kam der Bund. Dem gewann Fesl zwar nicht viel ab, aber immerhin lernte er die ersten Gitarrengriffe. Und außerdem kam sein Humor bei den Kameraden gut an. Danach arbeitete der Tausendsassa vom Bühnenschreiber beim Film bis zum Bierfahrer in verschiedensten Jobs. Und trat ab und zu schon in Münchner Kleinkunsttheatern auf.
Wer Fesl live erlebt hat, wie er so entspannt und verschmitzt dasaß, der würde die große Gelenkigkeit nicht vermuten. Ende der 70er trat Fesl sogar als Artist im Zirkus Atlas auf. Er stemmte einen Kollegen ein- oder beidhändig in die Höhe, und ein Handstand war auch immer drin. Der Handstand sollte dann auch ein Vierteljahrhundert der „Rausschmeißer“ nach jedem Bühnenauftritt werden. Was bei allem Erfolg gleich blieb: Fesls Bodenständigkeit und Freundlichkeit. Und wie Bilder zeigen, mochte die auch Udo Lindenberg. MATTHIAS BIEBER