Katharina Hattensperger (32). © Scherer
Katharina Hattensperger ist gelernte Krankenschwester. Ihre große Liebe aber ist die Kunst. Vor einem Jahr hat sie es gewagt, aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen. Ihre Bilder sind gefragter, als sie erwartet hat. Dass sie den Mut für diese Entscheidung fand, verdankt sie auch einem Rat, den ihr ihr Opa einst gegeben hatte.
Katharina Hattensperger sitzt vor der Zeichnung einer Tee trinkenden Meerjungfrau und einer Robbe. Daneben steht geschrieben: „Mei, Dirndl, sei gescheid, und dua nur des, was di gfreid.“ Die Zeichnung stammt von ihr, der Satz von ihrem Großvater. Jetzt hält sich die 32-jährige Kinderkrankenschwester an diesen Ratschlag: Sie traut sich – und studiert Kunst. Gemalt hat die junge Frau schon immer gerne. In jeder freien Sekunde. Sogar im Schwesternzimmer roch es oft nach Öl-, Acryl- und Pastellfarben.
Einige ihrer Kunstwerke stellt Katharina Hattensperger nun im Rathaus in Taufkirchen (Landkreis München) aus. Die meisten Bilder zeigen fotorealistische Damenporträts. Die Malerin glaubt, dass das der Einfluss ihrer Arbeit in der Geburtenstation und der Gynäkologie ist. Die Frauen auf ihren Bildern tragen oft Kleidung aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Aber auch Tiere malt Hattensperger gerne. „Und ab und zu auch mal einen Mann“, sagt sie und schmunzelt. James Dean zum Beispiel.
Vor rund einem Jahr ging die Krankenschwester schließlich zu ihrem Ehemann Andreas und sagte: „Weißt du was, jetzt probier ich´s einmal in meinem Leben aus. Weil, wenn ich mal älter bin, dann mach‘ ich das nicht mehr.“ Gesagt, getan. Als die Großwimpasingerin im Oktober auf dem TaufKirtamarkt ihre Malereien feilbot, sprachen sie Taufkirchner Rathausmitarbeiterinnen an, ob sie ihre Werke denn nicht einmal im Rathaus ausstellen wolle. Da sie zuvor jedoch noch nie eine Vernissage abgehalten, geschweige denn überhaupt mal eine besucht hatte, fuhren die Gedanken der jungen Künstlerin bis zum Event Achterbahn.
Katharina Hattenssperger sorgte sich völlig umsonst: Der Besucherandrang bei der Eröffnung brachte sie ganz aus dem Häuschen: „Ich bin an dem Freitag extra zum Schminken und mich Rausputzen gegangen, und dann hab ich die ganze Zeit nasse Augen gehabt und war kurz vorm Heulen, weil es mich so gefreut hat, dass so viele da waren“, erzählt die Künstlerin mit feuchten Augen.
Und was die Malerin noch mehr überraschte: Noch am selben Abend erhielten mehrere ihrer Werke einen „roten Punkt“, wurden also verkauft. Auch Anfragen für Auftragsarbeiten kamen herein. Der erste Schritt zur Künstlerin ist getan.
Bei all dem Lob, das ihr bereits entgegenkam, kann Katharina Hattensperger nur dankbar zum Himmel blicken und ihrem Opa für den tollen Rat danken. RAFFAEL SCHERER