Namensstreit um Gebirgsjäger-Kaserne

von Redaktion

Mittenwalder Gemeinderat gegen erneute Umbenennung – Historiker Wolffsohn erbost

In der heutigen Karwendel-Kaserne hat man bislang mit Generälen eher schlechte Erfahrungen gemacht. © PETER KORNATZ, PA

Der verstorbene General Klaus Reinhardt (1941-2021).

Mittenwald – Soll die Kaserne der Gebirgsjäger in Mittenwald – die nun Karwendel-Kaserne heißt – wieder einmal umbenannt werden? Darüber scheiden sich die Geister. Auslöser der jüngsten Auseinandersetzung ist der derzeitige Kommandeur Eike Gudat. Er hatte den 2021 in Starnberg verstorbenen Bundeswehr-General Klaus Reinhardt als neuen Namensgeber vorgeschlagen. Reinhardt, zuletzt Befehlshaber des Heeresführungskommandos und der KFOR-Friedenstruppe im Kosovo, ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen aufgewachsen und hat viele Beziehungen zu den Mittenwalder Gebirgsjägern gepflegt. Gudat hat ihn selbst als junger Soldat kennengelernt.

Doch der Gemeinderat von Mittenwald lehnte den Vorschlag in einer nicht-öffentlichen Sitzung mehrheitlich ab. Zur Begründung sagte Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD), man wolle lieber an der unproblematischen Variante festhalten. Ein Grund dafür sind auch jahrelange Streitereien in der Vergangenheit. Die Karwendel-Kaserne hieß nach der Gründung 1937 ursprünglich Ludendorff-Kaserne. Nach 1945 wurde daraus Pionierkaserne, ab 1964 dann Ludwig-Kübler-Kaserne. Kübler indes gilt als Nationalsozialist und Kriegsverbrecher, weswegen er 1947 in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft gehängt wurde. 1995 änderte man den Namen erneut – in Karwendel-Kaserne.

Dass der Gemeinderat von Mittenwald gegen eine Würdigung Reinhardts votierte, ärgert den Münchner Historiker Michael Wolffsohn, der Reinhardt persönlich kannte. Für ihn ist er „durch und durch ein Ehrenmann“ und ein „Demokrat par excellence“ . Dem Gemeinderat hält Wolffsohn vor, „keine Zivilcourage“ zu haben. Insgeheim empfinde man die Gebirgsjäger „in diesem Tourismus-Paradies“ als „Fremdkörper“, nehme aber die „wirtschaftlichen Vorteile des Bundeswehr-Standortes“ gerne mit. Der Mittenwalder Bürgermeister ist pikiert: „Das geht dann doch zu weit. Wir sind keine Feinde der Bundeswehr.“ Wolffsohn hat nun einen Brief an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geschrieben – Ausgang offen. CHRISTOF SCHNÜRER

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