Die Autobahnausfahrt Neubiberg: Auf den Feldern rechts ist der Zukunftspark geplant. © Martin Becker
Westlich der A8 soll der Zukunfts- und Landschaftspark entstehen. © Gemeinde Neubiberg
Die Frischluftschneise im Süden Münchens muss unbedingt unbebaut bleiben. Das finden jedenfalls die beiden Bezirksausschüsse Ramersdorf-Perlach und Obergiesing-Fasangarten, die die Pläne der Gemeinde Neubiberg für einen „Zukunftspark“ mit Nachdruck ablehnen. Die Nachbarkommune hat vor Kurzem die Grundlagen für eine Bebauung auf dem sogenannten Kapellenfeld, einem derzeit landwirtschaftlich genutzten Gelände südlich der Stadtgrenze zwischen der Autobahn A8 und der S3-Strecke, geschaffen.
Zum Teil sollen dort Photovoltaikanlagen und ein Landschaftspark gebaut werden. Für massive Kritik sorgt jedoch die geplante Neubebauung mit über 20 eng gesetzten und hohen Gebäudekomplexen. Etwa zehn Häuser werden zwischen 23 und 25 Meter hoch, zwölf Bauten sogar 27 Meter hoch. Ein „eklatanter Eingriff in die bestehende und schützenswerte Frischluftschneise Hachinger Tal“, finden Stadtteilpolitiker und die Bürgerinitiative „Frischluftzufuhr für München“.
Die wichtige und überörtliche Bedeutung der Schneise wurde gerade erst durch ein makroklimaökologisches Gutachten nachgewiesen. Der Stadtrat hat deshalb im März sogar aus Rücksicht auf das Klima und die Funktionsfähigkeit der Frischluftschneise beschlossen, auf die weitere Bebauung westlich der Unterhachinger Straße zu verzichten, um vor allem den Teil südlich der S-Bahnlinie freizuhalten.
Die nun geplante Bebauung liegt jedoch außerhalb der Stadtgrenzen. Mit den vielen ausschließlich sieben- bis achtgeschossigen Gebäuden in Neubiberg wäre die Frischluftzufuhr für die südöstlichen Münchner Stadtteile bis nach Haidhausen erheblich gefährdet, erklärt BI-Sprecher Thomas Kiesmüller. „Bei zunehmender Hitzebelastung ein Problem für Gesundheit und Wohlergehen von mehr als 100 000 Menschen.“
Die Neubiberger versichern zwar, dass ihre Pläne keine derartigen Auswirkungen hätten, doch eine ihrer eigenen Untersuchungen konstatiert im Bereich der Bebauung südlich der Fasangartenstraße bereits jetzt eine Abschwächung des Kaltluftvolumens um knapp zehn Prozent. Bei einer weiteren Bebauung des Kapellenfelds könnte die zwingend erforderliche Nachabkühlung der südlichen Stadtteile nicht mehr gewährleistet werden, glaubt die BI. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze und schlechter Luftqualität würden in den Unterlagen aus Neubiberg jedoch totgeschwiegen, was den Bebauungsplanentwurf fehlerhaft mache.
Es gibt noch weitere Kritikpunkte: So sei die verkehrliche Erschließung völlig ungelöst, monieren die Nachbarstadtbezirke. Und bei circa 4500 neuen Arbeitsplätzen müsse man sowohl auf der Straße wie im ÖPNV mit zusätzlicher Belastung rechnen. Für den Autoverkehr ginge es von Münchner Seite nur über die bereits überbelastete Unterhachinger Straße oder quer durch den Fasangarten. Und die S3 sei im Berufsverkehr trotz 10-Minuten-Takt bereits jetzt übervoll.
Die Giesinger ärgern sich zudem darüber, dass es unmittelbar an ihrer Stadtgrenze zwei bis vier Meter hohe Hügel geben soll. Die dortigen Wohngebäude würden dann deutlich weniger Licht und Luft bekommen. Ein weiterer Grund, diesen insgesamt „gigantischen Eingriff in den geschützten Grünzug und seine Funktionsfähigkeit“ abzulehnen. Die Stadt wird deshalb aufgefordert, notfalls auch mit rechtlichen Mitteln gegen die Bebauung vorzugehen. „Es ist ein konsequentes und schnelles Handeln der zuständigen Behörden erforderlich.“ CARMEN ICK-DIETL