„Demokratie braucht Religion“

von Redaktion

Kardinal Marx macht beim Sommerempfang den Gästen Mut

Aufmerksame Zuhörer in der Katholischen Akademie.

Christen dürfen auch fröhlich sein: Kardinal Marx (mit BR-Moderatorin Ursula Heller) und Staatsminister Florian Herrmann mit seiner Frau wagten sich aufs Tanzparkett. © Robert Kiderle (2)

München – „Wir räumen die Stellung nicht!“ Kardinal Reinhard Marx zeigte sich am Dienstagabend in der Katholischen Akademie in München kämpferisch. Die Geschichte der katholischen Kirche sei nach 1300 Jahren im Münchner Erzbistum „noch lange nicht zu Ende“, sagte er beim Jahresempfang des Erzbistums. Die gut 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft erlebten allen Problemen in Politik und Kirche zum Trotz einen munteren Abend im beschaulichen Park. Überraschend schwungvoll das Musikrepertoire: „Conny & die Sonntagsfahrer“ begannen passend zur Fußball-EM mit dem Wencke-Myhre-Song „Er steht im Tor“. Solche fröhlichen Töne – den ganzen Abend über gab es Titel aus den 50ern und 60ern, die sogar den Kardinal zum Tanzen verführten – hatte man beim Kirchenempfang noch nicht gehört.

Sich zu Gehör melden, Position zu beziehen, sich nicht zurückziehen, sollte wohl die Botschaft sein, die das Erzbistum verbreiten wollte. Der Kardinal wünschte sich Mut zu einem neuen, kreativen Miteinander von Kirche und Politik. Auch wenn die Katholiken weniger würden, müssten sie ihre Stimme erheben. Selbst viele Menschen, die ausgetreten seien, sagten: „Eigentlich möchte ich auf die Kirche nicht verzichten.“ Statt auf die Bestandszahlen zu schauen, sollte man sehen, „was wir den Menschen zu sagen haben“.

Und das war klar und deutlich: Es müsse alles getan werden, um Gewalt und Krieg zu überwinden. „Krieg ist die schlimmste Geißel der Menschheit.“ Marx sprach vom Erschrecken darüber, dass Religion missbraucht werde und Hass hervorrufe, „sei es durch Kyrill in Moskau oder in der Hamas“. Nicht die Religionen an sich seien negativ zu beurteilen. „Aber was man da hört und sieht, ist so verheerend, dass man sich doch mehr Klarheit wünscht: Religionen müssen Instrument des Friedens und der Zivilisation sein.“ Ebenso machte Marx klar, dass „völkischer Nationalismus unvereinbar ist mit dem christlichen Glauben. Punkt.“

Klar und eindeutig war das Bekenntnis vom Chef der Bayerischen Staatskanzlei, Minister Florian Herrmann (CSU), zum Glauben. Die Demokratie brauche die Religion und wache Christen. „Wenn Christen sich nicht zu Wort melden, ist die Gefahr sehr groß, dass Ideologen übernehmen – Verschwörungstheoretiker und alle anderen, die den eigenen Vogel für den Heiligen Geist halten“, sagte Herrmann.

Stoff genug für anregende Gespräche im Park bis nach Mitternacht: Darüber, wie man die Demokratie und die Kirche stärken kann. Aber auch, wie wohl die Fußball-Europameisterschaft ausgeht. Denn Marx als erklärter Fußballfan („ich bin seit 34 Jahren Mitglied bei BVB Dortmund“) bezeichnete den Fußball als „Kultur, die für unser Volk wichtig ist“. CLAUDIA MÖLLERS

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