Wirt Manfred Sandner versteht die Aufregung nicht. © privat
Valerijs bekam Ärger im Mamminger Wirtshaus. © privat
Die Gemeinde Mamming liegt bei Landau an der Isar in Niederbayern. Hier gerieten am Sonntag ein lettischer Kurierfahrer und ein Wirt aneinander. Auch wegen der Zahlungsmethode.
Mamming – Ein Wirt in Niederbayern hat einen Letten aus seinem Gasthaus geworfen, nachdem dieser 16 Bier getrunken und einzeln mit der Karte bezahlt hatte. Der Gast fühlte sich diskriminiert – und holte prompt die Polizei. Diese Meldung sorgte gestern für Schlagzeilen. Das steckt dahinter.
Valerijs ist ein 21-jähriger lettischer Staatsbürger mit russischer Herkunft. Er liefert für seinen Chef mit einem Kastenwagen Teile an Firmen aus. „Ich fahre 5000 Kilometer in der Woche“, berichtet Valerijs. In Mamming bei Dingolfing streikte aber am Wochenende sein Transporter plötzlich: Erst war der Motor kaputt, dann die Batterie leer.
Der gestrandete Kurierfahrer ging in die nächste Wirtschaft und genehmigte sich sechs Bier. „Normalweise trinke ich Wodka, aber den, den es in Deutschland gibt, kann man nicht trinken.“ Er hatte zehn Euro am Automaten abgehoben, bezahlte erst mit Bargeld, nachdem er darum gebeten wurde. „Die Abhebung kostete mich allerdings 2,30 Euro.“
Am Montag kam er wieder und fragte die Bedingung, ob er dieses Mal mit Karte bezahlen könne, was diese bejaht hätte. „Das ist bei uns so üblich“, so Valerijs. In Lettland wird kaum Bargeld benutzt, die Digitalisierung ist dort wesentlich weiter, sogar digitale Pässe werden akzeptiert. Der Mamminger Wirt Manfred Sandner war aber nicht begeistert: Die Karte kostet ihn pro Vorgang 0,2 Prozent Gebühr. „Außerdem hab‘ ich kein mobiles Terminal, die Bedienungen müssen immer an den Tresen und das kostet sie viel Zeit.“ Doch für den gestrandeten Letten, der sich nicht gut verständigen konnte, habe er zunächst zwei Augen zugedrückt.
Valerijs sagt: „Ich saß dort, bestellte jeweils ein Bier und bezahlte mit Karte, denn in meinem Land ist es üblich, dass man etwas bestellt und sofort bezahlt, damit es keine Situationen gibt, in denen man irgendwo hingehen möchte oder betrunken ist.“ Man vergesse manchmal, wofür man schon bezahlt habe. Als die Schicht der Kellnerinnen vorbei war, habe er an der Bar ein Bier bestellt. „Der Mann sagte, dass er mir nichts mit Karte verkaufen dürfe, also fragte ich den Chef. Der habe geantwortet, er bediene ihn nicht, weil er hier alle genervt habe, indem er alles einzeln mit Karte bezahle. Valerijs rief die Polizei.
Die Beamten hätten ihm erklärt, der Wirt könne kassieren, wie er wolle. „Ich wollte dann noch eine Flasche Bier mit Bargeld kaufen, der Wirt hat mich an den Klamotten gepackt und aus dem Lokal geworfen.“ Valerijs ist empört: „In meinem Land ist ein solches Verhalten inakzeptabel.“ Er sei diskriminiert worden: „Ich bin lettischer Staatsbürger und wohne in der EU. Aber meine Herkunft als Russe gibt niemandem das Recht, mich als Person zu verletzen.“
Wirt Sandner versteht die ganze Aufregung nicht: „Er hatte genug Bier gehabt und eine meiner ukrainischen Bedienungen beleidigt, deshalb war für ihn Feierabend.“ JOHANNES WELTE