Hubschrauber rettet elf Schüler aus 2662 Metern Höhe

von Redaktion

Gymnasiasten aus Niederbayern radeln mit BR-Reportern für den guten Zweck – Projektarbeit endet im Schnee

Der Comedian Harry G begleitete die Schüler auf einer Etappe. © Instagram

Der Hubschrauber der Polizei hat die Gymnasiasten vom Heilig-Geist-Jöchl auf 2662 Metern ins Tal geflogen. © BR/Rudolf Heinz

Brandlberg/Landshut – Sieben Tage, 530 Kilometer und 11 000 Höhenmeter. Für elf Gymnasiasten aus Niederbayern sollte es der spannendste Ausflug ihrer Schulzeit werden. Mit dem Mountainbike wollten sie von Furth im Kreis Landshut über die Alpen bis an die Adria radeln. Das Ganze sollte kein Urlaub werden, sondern eine Projektarbeit. Denn Reporter des Bayerischen Rundfunks begleiteten sie auf ihrer Alpenüberquerung für die bekannte Benefizaktion „Sternstunden“. Täglich sollte es Berichte im BR darüber geben. Die Idee: Die Zuschauer schauen den Schülern beim Strampeln zu – und spenden dafür.

An Tag zwei war noch alles gut. Da fuhr die Truppe des Maristen-Gymnasiums in Furth über den Spitzingsattel im Kreis Miesbach bis ins Zillertal. In prominenter Begleitung: Als Schirmherr der Aktion radelte Comedian Harry G mit. Er habe im Vorfeld gedacht, er müsse den ganzen Tag motivieren, sagte er dann am Mittwochabend in der Abendschau, „aber die muss man gar nicht motivieren. Die sind topfit und gut drauf und das ist ein Super-Zusammenhalt.“

Doch an Tag drei, am Donnerstag, wurde der Truppe das Wetter im Hochgebirge zum Verhängnis. Um neun Uhr morgens wollten die Gymnasiasten von Zell am Ziller über den Zillergrund zum höchsten Punkt ihrer Tour aufbrechen. Auf das Heilig-Geist-Jöchl auf 2662 Metern Höhe. Von dort sollte es wieder bergab bis nach Prettau in Südtirol gehen. Die Truppe schaffte es bis auf etwa 2000 Höhenmeter. Dann fingen die Probleme an. „Aufgrund der Schneelage – circa ein halber Meter gefrorener Schnee – mussten sie ihre Räder tragen“, teilt die Landespolizeidirektion Tirol mit.

Es war ein langer, beschwerlicher Aufstieg. Doch die Schüler erreichten das Heilig-Geist-Jöchl. Dann die Ernüchterung: Auch auf der Südseite des Berges lag eine geschlossene Schneedecke. Damit hatte niemand gerechnet. „Ein Abstieg aus eigener Kraft wäre möglich, aber gefährlich gewesen“, teilt der BR auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Aufgrund der vorangeschrittenen Uhrzeit und der steigenden Erschöpfung setzte der Lehrer und Tour-Leiter einen Notruf ab.“

Der Lehrer und Tour-Leiter Matthias Spandrad aus Freising unternahm so eine Alpenüberquerung nicht zum ersten Mal. „Angefangen hat das Ganze 2016 mit einer einmaligen Aktion, mittlerweile will ich es aber nicht mehr missen, den Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, über ihre körperlichen, aber auch mentalen Grenzen zu gehen“, hatte er unserer Zeitung noch vor dem Start der Radltour mit seinen Schülern verraten. Die Gruppe war „fit und gut vorbereitet“ und der Lehrer „bergerfahren“, teilt der BR nun mit. „Allerdings wurde die Schneesituation am Joch unterschätzt.“

Ein Hubschrauber der österreichischen Polizei flog am Donnerstag zum Jöchl. „Die 18 Personen wurden in der Folge von der Besatzung des Polizeihubschraubers unverletzt geborgen und bei der Sulzenalm abgesetzt, wo sie von der Bergrettung Mayrhofen übernommen und sicher ins Tal begleitet wurden“, schreibt die Polizei. In Kleinbussen wurden alle Beteiligten in einen Ferienhof gefahren.

Von „Leichtsinn“ will man bei der Bergrettung Mayrhofen nicht sprechen, die Gruppe sei gut ausgerüstet gewesen, die Tour eigentlich gut geplant. Das mit den Schneefeldern hätte man etwas besser abklären können, aber auch die Bergretter sprechen von einem außergewöhnlichen Jahr.

Nach einer Übernachtung dort fuhr die Truppe am Freitag mit dem Bus wieder heim nach Niederbayern. „Die Tour wird nicht fortgesetzt“, stellt der BR am Freitag klar.
KLAUS-MARIA MEHR

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