Eine 85-Jährige kämpft um ihren Kater

von Redaktion

Gröbenzellerin brachte „Gino“ ins Tierheim – jetzt bekommt sie ihn nicht mehr zurück

Nur das Foto ist ihr geblieben: Christel Glück mit ihrem Katerchen Gino. © Peter Weber

Gröbenzell – Christel Glück aus Gröbenzell (Kreis Fürstenfeldbruck) brachte ihren geliebten Kater ins Tierheim, weil es ihr sehr schlecht ging. Als die 85-Jährige sich überraschenderweise innerhalb weniger Tage erholte, kam der Schock: Sie bekommt ihren Gino nicht zurück.

Seit fast vier Monaten ist der Platz leer, auf den sich Kater Gino immer gekuschelt hatte. Wenn Christel Glück ihm jetzt nahe sein will, schaut die 85-Jährige Bilder auf ihrem Computer an. „Dann streichele ich ihm über das Fell und sage, dass wir das schon irgendwie wieder hinkriegen“, sagt sie. Tränen schießen ihr in die Augen. Sie vermisst den treuen Begleiter, der zehn Jahre an ihrer Seite war.

Gino, um die 14 Jahre alt, ist seit März in Obhut der Tierfreunde Brucker Land in Maisach und er wird dort wohl erstmal bleiben, bis er vermittelt ist. Es ist eine verzwickte Geschichte: Christel Glück hatte ihr Katerchen im März nämlich freiwillig abgegeben, weil sie sich nicht anders zu helfen gewusst hatte, wie sie sagt. Sie hatte gesundheitliche Probleme. Zu dieser Zeit sei ihre Katzensitterin verhindert gewesen und auch sonst konnte sich niemand des Tieres annehmen. Innerhalb einer Woche ging es Christel Glück dann immer schlechter. „Ich musste eine Entscheidung treffen, ich dachte, ich muss lange im Krankenhaus bleiben“, sagt die Seniorin.

Also gab sie dem Tierheim Bescheid. Der Kater wurde mit Kratzbaum, Katzenklo und Fressnapf abgeholt. „Ich wollte, dass er sich heimisch fühlt“, sagt Christel Glück. „Ich liebe meinen Kater.“ Die Seniorin unterschrieb eine Abgabeerklärung. Gino verließ die Wohnung. Sein Frauchen kam ins Krankenhaus – allerdings viel kürzer als gedacht. Sobald sie fit genug war, war klar: „Ich will meinen Kater zurück.“ Also fuhr sie wenige Tage später ins Tierheim. Doch sie durfte ihren Gino nicht abholen. Vertrag sei Vertrag, hieß es.

„Ich war zuerst völlig niedergeschlagen“, erinnert sich die Gröbenzellerin. Es dauerte eine Zeit, bis sie beschloss, sich das nicht gefallen zu lassen. Sie kontaktierte eine befreundete Anwältin. Die leitete juristische Schritte ein, allerdings ohne Erfolg. Für das Gericht sei klar gewesen, dass das Tierheim durch die Abgabeerklärung das Recht auf seiner Seite hat. Der gesundheitliche Zustand von Christel Glück zählte laut Anwältin nicht.

Für die Anwältin ist das Verhalten der Verantwortlichen einerseits nachvollziehbar. „Mir ist auch klar, dass man nicht beliebig ein Tier ins Heim bringen und wieder holen kann, wann es einem passt“, sagt die Juristin. Andererseits sei es doch ein spezieller Fall. Das sei nicht der Hundewelpe unter dem Christbaum, um den sich ein paar Wochen später niemand mehr kümmern will.

Sämtliche Bemühungen blieben bislang ergebnislos. Christel Glück spendete 200 Euro ans Tierheim. Bekannte wurden im Tierheim vorstellig. Sie hätten Kater Gino quasi als Paten aufgenommen. Das wurde auch nicht akzeptiert. Die Tierfreunde Brucker Land wollen sich zu der Sache nicht äußern.

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