München/Berlin – Dass das Deutschlandticket ab 2025 teurer wird, scheint beschlossene Sache zu sein – nicht aber, um wie viel der Preis steigen wird. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt davor, es dabei zu übertreiben. „Eine Preiserhöhung von fünf Euro oder zehn Prozent sollte ausreichend sein“, sagte der Vorsitzende Detlef Neuß der „Rheinischen Post“. „Bei fünf Euro Erhöhung bleiben die meisten Leute sicher noch dabei.“ Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte auf Anfrage unserer Zeitung, „ehrlicherweise“ müsse 2025 „mit einem deutlichen Preisanstieg gerechnet werden“. Die drei Milliarden Euro, die Bund und Länder jedes Jahr zur Verfügung stellen, würden inklusive der Restmittel aus dem Jahr 2023 „auf alle Fälle“ aufgebraucht sein. Eine konkrete Zahl wollte er nicht nennen. Darüber werde bei einer Verkehrsminister-Konferenz im Oktober entschieden.
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sagte: „Wir werden alles dafür tun, dass diese Erhöhung so moderat wie möglich ausfällt.“ Auch er vermied es, eine konkrete Zahl zu nennen. Ein konkreter Preis könne erst genannt werden, „wenn uns alle Zahlen, Daten und Fakten und insbesondere auch die politischen Entscheidungen des Bundes, die jetzt noch anstehen, zugrunde liegen“.
Wie Krischer kritisierte auch Bernreiter die Bundesregierung. „Seit acht Monaten reden wir an den Bund hin, die zugesagte Übertragung der Restmittel sicherzustellen. Jetzt soll es eine Sondersitzung des Bundes-Kabinetts im Juli richten. Das ist keine solide Regierungsarbeit und verunsichert die Fahrgäste und Verkehrsbetriebe im ganzen Land.“ Im Feuer stehen dabei 350 Millionen Euro, die der Bund überweisen soll – aber noch nicht überwiesen hat. Angeblich soll darüber nächste Woche das Bundeskabinett entscheiden. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dem der Münchner MVG-Chef Ingo Wortmann vorsitzt, befürchtet aber sogar, dass sich der Bund langfristig aus der 50:50-Finanzierung des Tickets zurückziehen will. Hinweise dazu gebe es in einem Gesetzentwurf zur Bahnfinanzierung.
In der Bundesregierung wurde Verständnis für die von den Bundesländern angekündigte Preiserhöhung laut. „Angesichts der allgemeinen Preissteigerungen und der Tarifabschlüsse mit den Ländern war es durchaus vorhersehbar und auch angemessen, dass es zu einer Preisanpassung kommen würde“, sagte der „Schienenbeauftragte“ im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer (FDP). Die Tarifhoheit für den ÖPNV liege bei den Ländern. Zudem müssten „Effizienzreserven“, die durch das Ticket etwa in den Vertriebsstrukturen und bei der Zahl der Verkehrsverbünde freigesetzt wurden, „auch tatsächlich genutzt werden“.
Der SPD-Verkehrsexperte und -Fraktionsvize im Bundestag, Detlef Müller, schrieb hingegen auf der Plattform X: „Jede Woche neue Debatten um den Preis helfen überhaupt nicht.“ Aber auch er nannte keine konkrete Zahl.
DPA/DW