Geballte Agrarkompetenz: Das Zentralinstitut für Agrarwissenschaften an der TU, benannt nach dem früheren Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann. © Raith/fkn
Freising – Die Gefahr einer „feindlichen Übernahme“ scheint abgewendet. Seit Jahren machten bei der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) Gerüchte die Runde, die Hochschule werde von der benachbarten TU München mit ihrem Campus „School of Life Sciences“ geschluckt. Doch nun scheinen sich das bayerische Wissenschafts- und Agrarministerium auf ein Konzept geeinigt zu haben, mit dem alle zufrieden sind. Gestern gab der bayerische MInisterrat dem Vernehmen nach den Startschuss für die Geburt eines „Agrarzentrums Weihenstephan“. Die einschlägigen Lehrstühle der TU München und der HSWT mit zusammen 11 000 Studierenden werden zusammengeführt.
Gegründet werden soll das Agrarzentrum als gemeinschaftliche Einrichtung von TU, HSWT und der Landesanstalt für Landwirtschaft und zwar als selbstständige „Körperschaft“. Für die Leitung soll ein Direktor gesucht werden. Die Professoren bleiben Mitglied ihrer jeweiligen Hochschulen, unterrichten aber am neuen Zentrum.
Damit geht ein längerer Reformprozess zu Ende. Begonnen hatte es im Juni vor zwei Jahren, als das Kabinett beschloss, die Agrarstudien besser zu verzahnen und nach Möglichkeit ein Agrar-Institut von Weltgeltung zu formen. Zumindest aber sollte das Institut europaweit einzigartig sein, so lautete der Auftrag aus dem Kabinett. Ein „Sounding Board“ unter Leitung des Agrarwissenschaftlers Prof. Frank Ewert, der das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg/Brandenburg leitet, lieferte erste Vorschläge. Die Hochschule, die praxisorientiert ist und für etwa 6000 Studierende Studiengänge etwa zu Ackerbaustrategien im Klimawandel oder zur Effizienzsteigerung beim Düngereinsatz anbietet, lief dabei aber Gefahr, unter die Räder zu gelangen. Das war auch die Befürchtung des Freisinger FW-Abgeordneten Benno Zierer, der sich mehrmals auch hinter den Kulissen für die HSWT einsetzte. „Die Prämisse war: Wir wollen die praxisnahe wissenschaftliche Ausbildung unbedingt erhalten.“ Die Hochschule müsse eine Anlaufstelle für angehende Landwirte bleiben. Erste Vorschläge, so berichtet Zierer, seien in der Tat „TU-dominiert“ gewesen.
Ungewöhnlich: Die CSU-Minister Markus Blume (Wissenschaft) und Michaela Kaniber (Agrar) wurden sogar in die FW-Landtagsfraktion zitiert, um ihr Konzept vorzustellen. Zierer spricht von einem „Dialog“, der am Ende alle zufriedenstellte.
Zwei Minister berichten im Landtag
Über die Details wollen Blume und Kaniber heute in einer gemeinsamen Sitzung von Wissenschafts- und Landwirtschafts-Ausschuss im Landtag berichten. Vorab bekannt geworden ist, dass das Studienangebot der HSWT in vollem Umfang erhalten bleibt.
Neu angeboten werden soll ein Bachelor-Studiengang Agrar- und Gartenbauwissenschaften, zu dem auch FOS/BOS-Absolventen nach einem Zwei-Semester-Vorstudium Zugang erhalten. Nach Informationen des „Landwirtschaftlichen Wochenblatts“ soll ein Lenkungsrat mit TU-Präsident Thomas Hofmann und HSWT-Chef Eric Veuillet sowie einem externen Agrarwissenschaftler die Neustrukturierung in die Wege leiten. Zudem gibt es einen Beirat.
Mit dem Kompromiss ist auch Zierer zufrieden: TU und HSWT seien jetzt „Partner auf Augenhöhe“.