Pfarrerin Annika Kringel. © epd
Pfarrerin Annika Kringel aus Karlstadt spielt Fußball, hat einen Instagram-Account und ganz genaue Vorstellungen von ihrer Kirche: Sie soll bunt sein und nah bei den Menschen. Annika Kringel kickt, seit sie vier Jahre alt ist. Seit 2022 spielt sie in der ersten Damenmannschaft beim Sportbund DJK Würzburg in der Bezirksoberliga. Ihr Beruf war für einige ihrer Mitspielerinnen eine Überraschung. In Karlstadt im katholisch geprägten Unterfranken ist die 28-jährige Kringel mit ihrem Nasenpiercing, den einseitig kurz rasierten Haaren und dem sportlichen Hobby nicht das, was sich viele unter einer Pfarrerin vorstellen. Gleichzeitig kommt sie sehr authentisch bei anderen jungen Menschen an.
„Ich finde es gut, eine Pfarrerin zu haben, die uns vom Alter her nahe ist und mit der ich mich identifizieren kann“, sagt Stephanie Bilic, deren kleine Tochter Annika Kringel im März getauft hat. Mit ihrer Pfarrerin könne sie über das reden, was ihr wichtig ist. Kringel selbst freut sich über ihre Wirkung auf die Menschen in ihrem Alter und versucht gezielt, auf sie zuzugehen. Dabei kämen auch Fragen auf, auf die sie nicht immer die passende Antwort habe. „Ich sehe zum Beispiel, dass der Gottesdienst am Sonntagmorgen nicht mehr zum Lebensentwurf vieler Menschen passt. Für die hochverbundene Kerngemeinde ist er dagegen immer noch das Zentrum des Gemeindelebens.“ Sie überlege immer wieder, wie sie diesen Spannungen begegnen kann. „Das Wichtigste ist, dass Kirche bei den Menschen ist“, sagt die Pfarrerin. Auch sinnstiftend sollte Kirche sein und nicht diskriminieren. „Kirche ist bunt. Das ist für mich auch ein Statement.“
Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihre Überzeugungen gibt die junge Frau auch auf ihrem Instagram-Account „pfarnikariat“, den sie 2021 während des Vikariats mit einer Freundin zusammen gestartet hat. In kurzen Videos oder Bildern geht es um Themen wie Nächstenliebe, den Arbeitsalltag, aber auch ernste Themen wie Kirchenaustritte. Social Media bleibt dabei aber ein Hobby, das Spaß macht. „Mir geht es nicht darum, Follower zu generieren. Aber mir geht es darum, Menschen zu erreichen, die wir sonst hinter unseren Kirchentüren nicht erreichen können.“
JULIA RIESE