Besuchermagnet: Das Vilshofener Volksfest „Donau in Flammen“ zieht jedes Jahr tausende Besucher an. © Stadt Vilshofen
Vilshofen – Vergangenen Samstag gegen 22 Uhr hatten sich Besuchermassen an der Uferpromenade in Vilshofen (Landkreis Passau) versammelt, um die „Donau in Flammen“ zu bestaunen. Zur gleichen Zeit, rund 20 Kilometer östlich: Die Landespolizei führt auf der Bundesstraße 8 in Seestetten eine allgemeine Verkehrskontrolle durch. Ein vollbesetzter Hyundai mit ungarischem Kennzeichen ignoriert die Haltesignale und rast in Richtung Vilshofen davon. Die Polizei nimmt die Verfolgung auf. Während der Flucht nimmt der Fahrer des Hyundais, ein 24-jähriger Georgier, keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer, er gerät mehrmals auf die Gegenfahrbahn.
Auf Höhe der Marienbrücke in Vilshofen drängen sich die Sommerfestbesucher zu diesem Zeitpunkt dicht an dicht an der Donaupromenade. Um 22 beginnt das Feuerwerk. „Da sind erfahrungsgemäß tausende Menschen“, sagt Albert Resch, Leiter des Ermittlungsdienstes der Bundespolizei Passau. Der Fahrer des Fluchtfahrzeugs erreicht die Marienbrücke und driftet in rasendem Tempo beim Linksabbiegen an den rechten Straßenrand. Wo die Regensburger Straße auf die Brücke trifft, erfasst er mit hohem Tempo sechs junge Niederbayern im Alter zwischen elf und 21 Jahren. Sie werden verletzt, vier von ihnen schwer.
Anstatt jetzt anzuhalten und sich um die Opfer zu kümmern, rast der Georgier jedoch weiter. Über die obere Vorstadt in die Schweiklbergstraße nimmt er die Kurven mit hoher Geschwindigkeit. Er gerät mit seinem Wagen in eine Sackgasse – und stellt sich immer noch nicht. Stattdessen steigt er aus und versucht, zu Fuß zu fliehen. Kurz darauf nehmen ihn Beamte der Bayerischen Landespolizei vorläufig fest. Zwei Polizisten bringen den Flüchtigen zu Boden, dabei verletzen sie sich leicht.
Im zurückgebliebenen Fahrzeug sitzen acht türkische Staatsbürger. „Darunter fünf Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren, die nicht über die erforderlichen Reisedokumente für Deutschland verfügten“, heißt es am Sonntagmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft und Bundespolizeiinspektion Passau. Die sechs Unfallopfer von der Marienbrücke, vier Frauen und zwei Männer, wurden in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Nach derzeitigem Ermittlungsstand stehe der Georgier unter dringendem Tatverdacht, die türkischen Staatsbürger unter „teils lebensgefährdenden Umständen“ nach Deutschland gebracht zu haben, so Polizei und Staatsanwaltschaft.
Darüber hinaus stünden Körperverletzungs- und verschiedene Straßenverkehrsdelikte im Raum. Dass er bei seiner Fluchtaktion auf die Menschenmenge traf, bezeichnet Resch als „ungünstige Konstellation“. Das Promenadefest am Donauufer gilt als Höhepunkt des niederbayerischen Veranstaltungsjahres. Das Spektakel mit Musik, Kulinarik und einem ausgedehnten Feuerwerk fand heuer zum 21. Mal statt. Der dringend tatverdächtige Schleuser sollte gestern dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.