Vier Tage später war sie weg

von Redaktion

Vermisstenfall Vanessa Huber: Polizei gibt Indizien preis

Versöhnung im Perlacher Forst: Tobias und Vanessa Huber am 1. November 2022. Vier Tage später verschwand die Frau ohne jede Spur. Bis heute. © Polizei

Unterhaching – Ein Paar schmiegt sich im Wald aneinander und strahlt in die Kamera. Was nach heiler Welt aussieht, ist in Wahrheit Dokument eines tödlichen Ehedramas. Denn: Vier Tage, nachdem das Foto entstanden ist, verschwindet Vanessa Huber spurlos. Ihr Mann Tobias, der seitdem als einziger Beschuldigter eines möglichen Tötungsdelikts galt, stirbt 16 Monate später. Jetzt veröffentlicht die Mordkommission das Waldfoto, weil sie sich neue Hinweise erhofft. Der Fall Huber ist am Mittwoch zudem Thema in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ (20.15 Uhr, ZDF). Mit verstörenden, neuen Infos.

In der Vermissten-Sondersendung wird in einem 15-minütigen Film das ganze Drama nacherzählt, das sich rund um das Verschwinden der damals 39-Jährigen abspielt. „Es ist ein mysteriöser Fall“, erklärt Stephan Beer, Leiter der Mordkommission. Aktuell sind alle Spuren abgearbeitet. Wie berichtet, wurde erst am Donnerstag ein Tümpel in Taufkirchen von Tauchern durchsucht. Vier Terabyte Datenmaterial hat Tobias Huber auf USB-Sticks und Laptops hinterlassen. Das wird laut Beer weiter durchforstet. Ansonsten setzen die Ermittler auf das Waldfoto. Es wird deutschlandweit veröffentlicht. Wichtigste Frage: Wer hat Tobias oder Vanessa Huber in der Zeit direkt nach dem 5. November 2022, 16.50 Uhr, gesehen?

Um kurz vor 17 Uhr wird Vanessa Huber zuletzt lebend gesehen: im Norma-Markt an der Münchner Straße in Unterhaching. Dort verliert sich ihre Spur. Laut Beer können die Ermittler bis heute einen Suizid nicht ausschließen. „Aufgrund ihres Zustandes.“ Auch gebe es die Hypothese, dass sie untergetaucht ist. „Doch dafür gibt es keinen Anhaltspunkt“, erklärt der Chef der Kommissariats 11. Dafür liegt aber eine ganze Liste von Indizien vor, die Tobias Huber in den Fokus der Ermittler gebracht haben.

Demnach lief die 2018 geschlossene Ehe der Hubers nicht rund – vielmehr gab es immer wieder Streit. „Wegen Finanzproblemen und eines unerfüllten Kinderwunschs“, erklärt Beer. Das Abzahlen der Eigentumswohnung ist eine Belastung. In der Corona-Krise kann der 40-Jährige nicht als Fitnesstrainer arbeiten. Seine Frau, die sich als Finanzberaterin verzockt hatte, muss für das Einkommen sorgen. Ende Oktober 2022 eskaliert die Situation. Tobias Huber setzt seine Frau vor die Tür, sie muss bei einer Freundin unterkommen. Zu diesem Zeitpunkt macht die Unterhachingerin einen Termin bei einer Scheidungsanwältin aus, den sie krankheitsbedingt nicht wahrnehmen kann. Ihr Mann weiß nichts.

Am 1. November versöhnen sich die beiden und gehen im Perlacher Forst spazieren. Das Waldfoto entsteht. Vier Tage später streiten die Hubers wieder. Schon am Nachmittag, bevor sie gegen 16.40 Uhr zum Norma gehen. Und auch danach. Tobias Huber gibt an, dass seine Frau die Wohnung dann um 17.50 Uhr verlässt und nie wiederkehrt. Ohne ihre Handys, ihre Brille, ihren Ausweis oder ihre Bankkarten.

Laut Beer zeigt der Mann an diesem Tag ein „auffälliges Reinigungsverhalten“: Eine Nachbarin sieht, wie er sein Auto im Inneren putzt. Außerdem spritzt er beide Matratzen des Ehepaars mit einem Hochdruckreiniger ab. Angeblich, weil er sich mehrfach übergeben musste. Laut Beer hat der 40-Jährige legale Substanzen konsumiert. Kräutermischungen oder chemische Reiniger gehören zu den „Legal Highs“. Als die Polizei die Wohnung durchsucht, passiert es: „Ein Leichenhund hat angeschlagen“, sagt Beer. Aber zu unspezifisch, um Schritte einzuleiten. Da es keine konkreten Hinweise gibt, gilt gegen Huber laut der Staatsanwaltschaft ein einfacher Tatverdacht. „Dafür haben wir keinen Haftbefehl bekommen“, erklärt Beer. Am 15. März dieses Jahres finden die Ermittler den Mann tot in seiner Wohnung.
N. HOFFMANN

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