Blaulicht am Flughafen: Nach der Landung rückte die Feuerwehr an.
War mit an Bord der Pannenmaschine: Passagier Peter Schönamsgruber. © privat (2)
Eine Bombardier Canadair CRJ-900: Bei einem Lufthansa-Flugzeug dieses Typs fiel am Montag kurz nach dem Start ein Triebwerk aus. © Planespotter
München – Der Bombardier Canadair CRJ-900 hebt ab – plötzlich zerreißt ein gleißender Blitz die Dunkelheit über dem Münchner Flughafen Franz Josef Strauß: Das rechte Triebwerk der Lufthansa-Maschine ist gerade ausgefallen. Gleich neben Peter Schönamsgruber (58) auf Platz 23 F.
Der Mitarbeiter des Stuttgarter Planetariums hatte den Start von Flug LH2152 nach Stuttgart am Montag um 22.45 Uhr zufällig gefilmt. Und befand sich von einer Sekunde auf die nächste in einer Extremsituation. Schönamsgruber erinnert sich: „Es hat ganz schön geknallt, ich hatte ein Ohrenfiepen. Das Flugzeug ist dann gleich nach rechts abgesackt, der Pilot hat es aber gleich wieder abgefangen.“
Bange Minuten bei den Passagieren
An Bord: totales Schweigen unter den 63 Passagieren und vier Crewmitgliedern. Nur eine Frau bekommt keine Luft. Schönamsgruber: „Eine Frau vor mir hat hyperventiliert, ihr Nachbar versuchte, sie zu beruhigen und sagte ihr, dass sie ruhig weiter atmen soll.“
Nach dem Knall habe der Pilot gleich eine Durchsage gemacht. „Er meinte, wir hätten ein kleines Problem und müssten umkehren“, sagt Schönamsgruber. Die klare Strategie: ruhig bleiben. Und Ruhe verbreiten.
Das Flugzeug (Kennung: D-ACNK) flog rund 22 Minuten weiter in einer Schleife über dem Flughafen – mit nur einem Triebwerk. Schönamsgruber bestätigt: „Nach rund einer halben Stunde sind wir wieder gelandet – das war ein ganz schöner Bums, der Pilot kam hart auf. Aber ich muss sagen, dass er das alles sehr gut in den Griff bekommen hat.“
Nach der Landung fuhr das Flugzeug von der Landebahn und blieb erst mal stehen. Schönamsgruber filmte Blaulicht: „Die Feuerwehr rückte an. Wir mussten etwa zehn Minuten warten, dann durfte der Flieger zur Parkposition weiter. Gebrannt hat nichts.“
Laut Lufthansa-Sprecher gab es „definitiv keine Explosion des Triebwerks“, es habe sich „aus technischen Gründen selbst abgeschaltet“. Was mit dem Knall und dem Blitz auf Schönamsgrubers Video nicht ganz zusammenpasst. So oder so: Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Schon im Juni fiel bei einem Airbus A321-100 der Lufthansa ein Triebwerkt beim Steigflug aus. Der Flieger sollte von München nach Krakau in Polen.
Kurios: Wegen des Nachtflugverbots durften die Passagiere nicht noch mal abheben. Die Lufthansa bot ihnen eine Taxifahrt nach Stuttgart an. Schönamsgruber nahm das an: „Der Fahrer hat mir gesagt, dass die Fahrt rund 600 Euro kostet.“
THOMAS GAUTIER