Wohnmobil an Wohnmobil am Straßenrand: Das ist nicht nur in München ein Problem. © dpa
München – In Putzbrunn wird bald ein neues Straßenschild aufgestellt. „Parken nur für Pkw“ soll darauf stehen. Klingt nicht aufregend, aber dahinter steckt ein Thema, das den Anwohnern der Oedenstockacher Straße gewaltig auf die Nerven geht. Denn ein Großteil der Parkplätze dort ist fast dauerhaft belegt – durch Wohnmobile. Die Putzbrunner selbst und ihre Besucher suchen oft vergeblich Parkplätze, außerdem tun sie sich schwer beim Ausparken, wenn die Sicht versperrt ist. Um das zu verhindern, stellt die Gemeinde im Kreis München nun das Schild auf – wie auch schon in einer anderen Straße.
Viele Gemeinden in Oberbayern haben ein ähnliches Problem. In München, wo der Platz noch knapper ist, ist es noch akuter. In Harlaching etwa klagen Anwohner über „dauerparkende Wohnmobile ohne Ende“. Dadurch würden nicht nur Parkplätze blockiert, es sei auch ein Risiko: Vor dem Albert-Einstein-Gymnasium kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen wegen schlechter Sicht auf die Straße. Der Hintergrund ist klar: Im Freistaat gibt es immer mehr Wohnmobile. In den vergangenen sieben Jahren hat sich laut Kraftfahrtbundesamt ihre Zahl fast verdoppelt. Zu Jahresbeginn waren in Bayern 169 858 dieser Fahrzeuge zugelassen. Mit einem klaren Schwerpunkt im Süden. Die Nachfrage wird seit Jahren größer und ist durch die Corona-Pandemie noch zusätzlich angeheizt worden. Beim Caravaning Industrie Verband führt man ihn einerseits auf einen Imagewandel weg vom Spießigen zurück. Andererseits hätten Entwicklungen wie der Wunsch nach individuellerem Reisen und engerem Kontakt mit der Natur der Branche ebenfalls einen Schub verliehen. Nur: Wo sollen die Wohnmobile stehen, wenn die Besitzer gerade nicht damit im Urlaub sind?
Thorsten Preßler kennt die Thematik bestens. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands kommunale Dienste Oberland. In 15 Kommunen des Landkreises Miesbach kontrolliert der Zweckverband Verkehr und Parkplätze. In den Sommermonaten, sagt Preßler, schlägt das Thema Wohnmobile mehrmals pro Woche bei ihm auf. Dann kommen die Mitgliedsgemeinden auf ihn zu und fragen, was sie gegen die parkenden Wohnmobile unternehmen können. Meistens hatten sich im Vorfeld Anwohner beschwert, aber auch in Industriegebieten stehen reihenweise Wohnmobile und blockieren dauerhaft Parkplätze. Preßler muss die Bürgermeister oft enttäuschen: Ist das Wohnmobil korrekt geparkt, können die Kontrolleure des Zweckverbands nichts unternehmen.
Das Problem kennt man auch beim ADAC Südbayern. „Gerade bei engen Straßen kommt es immer wieder zu Problemen“, sagt ein Sprecher. Vor allem wenn die wuchtigen Wohnmobile gegenüber von Garagen oder Hofeinfahrten stehen. „Das Parken am Straßenrand ist für Wohnmobile grundsätzlich erlaubt“, erklärt er die Rechtslage. Vorausgesetzt, das Gefährt hat ein gültiges Kennzeichen. Es gibt aber Einschränkungen: An engen Straßenstellen darf nicht geparkt werden. Es muss ausreichend Platz für das Durchfahren von Fahrzeugen größtmöglicher Breite (2,55 Meter zuzüglich Sicherheitsabstand von mindestens 0,5 Metern) verbleiben. Da Wohnmobile und Camper breiter als Pkw sind, dürfte hierfür häufig nicht ausreichend Platz sein. Auch beim Parken gegenüber von Grundstückseinfahrten muss man als Camper laut ADAC besonders achtsam sein. Weil mehrfaches Rangieren beim Ausfahren aus dem Grundstück unzumutbar ist, muss im Regelfall mindestens 3,5 Meter gegenüberPlatz bleiben. Ein Zeitlimit gibt es für parkende Wohnmobile übrigens nicht. Anders ist das bei abgekoppelten Wohnwagenanhängern: Die dürfen zwar auch in Wohngebieten geparkt werden, allerdings nicht länger als zwei Wochen auf demselben Parkplatz.
Den Gemeinden bleibt also oft nur der Ausweg, parkende Wohnmobile über ein Verkehrsschild zu verhindern, wie es in Putzbrunn passiert ist. Thorsten Preßler hat noch einen Tipp: Wohnmobile könnten mit Höhenbeschränkungen oder kleineren Parkständen ferngehalten werden. Parkt ein Wohnmobil außerhalb der Markierung, können die Kontrolleure Strafzettel verteilen. Kosten: 20 Euro. Das ist weit günstiger als ein offizieller Stellplatz in einem Mietpark. In München etwa zahlt man für einen zehn Meter langen Ganzjahresstellplatz in einer Halle 160 Euro im Monat, zuzüglich Stromkosten.