Cosima Storm aus Waakirchen. © Marcus Weigl
Vor drei Jahren haben die Regensburger Domspatzen einen Mädchenchor gegründet – eine kleine Sensation in der über 1000-jährigen Geschichte des ältesten Knabenchors der Welt. Cosima Storm aus Waakirchen im Kreis Miesbach hat Chormusik schon immer geliebt, deshalb trat sie vor einem Jahr in das Domspatzen-Internat ein. „Wir Mädchen haben ganz andere Stärken als die Jungs“, sagt sie.
In Kirchen-, Jugend- und Konzertchören hat Cosima Storm schon seit ihrer Kindheit gesungen. „Chormusik fasziniert und berührt mich“, sagt die 17-Jährige aus Waakirchen. Als sie erfuhr, dass sich die Regensburger Domspatzen auch für Mädchen öffnen wollen, sang sie dort vor – und wurde genommen. „Seitdem hat sich mein Leben komplett geändert“, berichtet sie. Von morgens bis nachts ist sie mit anderen Jugendlichen zusammen, der Tagesablauf wird durch die Chorproben vorgegeben. „Man fühlt sich wie in einer Großfamilie“, sagt sie. „Jeder ist für jeden da, egal wie alt man ist. Das schätze ich sehr.“
Mädchen- und Knabenchor existieren aktuell parallel. Noch singen beide Chöre getrennt, gemeinsame Auftritte dürften aber nur noch eine Frage der Zeit sein. Meistens werden geistliche Stücke gesungen, berichtet Cosima Storm. Einmal im Monat gestaltet der Chor das sonntägliche Dom-Amt. „Dafür lernen wir entweder eine neue Messe oder frischen schon gelernte auf.“ Außerdem gibt der Chor viele Konzerte, auch mit Stücken aus der Romantik, der Moderne, aus der Renaissance oder dem Barock.
Der Tagesablauf im Domspatzen-Internat ist sehr strukturiert. Cosima Storm steht gegen 6.30 Uhr auf, nach der Schule und dem Mittagessen ist entweder noch mal Unterricht oder etwas Freizeit. Einmal pro Woche hat sie Einzelstimmbildung. Nachmittags steht Instrumentalunterricht und Chorprobe auf dem Programm. Viel Zeit für Privates, Ruhe oder Lernen bleibt nicht, berichtet die 17-Jährige. Am Ende der Woche finden Gesamtproben statt. Jeder Domspatz lernt mindestens ein Instrument, Cosima Storm hat sich für Altflöte und Orgel entschieden.
Eine Konkurrenz zwischen dem Knaben- und dem Mädchenchor spürt Cosima Storm nicht. „Beide Chöre sind von Grund auf unterschiedlich“, sagt sie. „Die Mädchen haben andere Stärken als die Jungs und andersrum.“ Die 17-Jährige würde sich jedenfalls freuen, wenn es irgendwann gemeinsame Auftritte gibt. Allein schon, weil bei größeren Werken wie Passionen und Oratorien Männerstimmen gebraucht werden. „Ich hoffe, dass wir irgendwann gemeinsam singen.“
PAUL WINTERER