Wenn die schweren Fahrzeuge links fahren, ist das günstig für die Brückenstatik. © Asfinag
Lastwagen links, Autos rechts. So wie in dieser Simulation der Asfinag soll der Verkehr auf der Luegbrücke fließen.
München/Gries – Spannender Feldversuch auf der Brennerautobahn – und das kurz vor dem Start der Sommerferien in Bayern: Ab Donnerstag wird die Verkehrsführung auf der maroden Luegbrücke geändert. Lastwagen fahren auf der linken Spur, Autos rechts.
Die Luegbrücke ist eine Achillesferse auf der Brenner-Route kurz vor dem Grenzübergang nach Italien. Das 1,8 Kilometer lange Bauwerk unweit der kleinen Ortschaft Gries am Brenner ist so marode, dass eine Sanierung nicht mehr möglich ist. Die Brücke soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden (wir berichteten). Dagegen wehrt sich die Gemeinde Gries – sie fürchtet noch mehr Verkehr und einen schleichenden Ausbau der Brücke auf drei Spuren je Richtung. Der Streit ist noch nicht entschieden, Gerichtsverfahren sind anhängig.
Ab 1. Januar 2025 wird die Brücke nur noch einspurig
Schon entschieden ist jedoch, dass die österreichische Autobahngesellschaft Asfinag die Brücke ab 1. Januar 2025 teilweise sperren wird. Damit die Belastung nicht zu groß wird, soll der Verkehr dann nur noch auf einer Spur je Richtung fließen. Die Asfinag beruft sich auf einen finalen Brückenprüfbericht, der die Einschränkungen ab 1. Januar 2025 vorschreibt.
Vorher gibt es jetzt aber einen Testbetrieb: Ab Donnerstag werden sämtliche Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, Lastwagen ebenso wie Busse, auf die linke Fahrspur geleitet. Autos können rechts fahren, zwingend Vorschrift ist das nicht. Auf der Brücke ist ein Wechseln der Fahrspur unmöglich, es gibt feste Fahrbahn-Barrieren („Leitwände“), die das verhindern. Damit werde die Brücken-Statik entlastet, erläutert Asfinag-Sprecher Alexander Holzedl. Die Luegbrücke hat Pfeiler, die unterhalb der inneren Spuren an die Brücke andocken. Deswegen kann die Brückenmitte höhere Lasten tragen als die Außenseiten. „Durch diese Entlastung kann die Brücke auch weiterhin sicher betrieben werden.“ Schon klar ist aber, dass überschwere Fahrzeuge die Brücke gar nicht mehr befahren werden – sie werden abgeleitet. „Dies wird mit einem umfassenden Personaleinsatz vor Ort erfolgen.“
Der Testbetrieb läuft über zwei Wochen und werde wissenschaftlich begleitet, kündigte die Asfinag an. Das soll Erkenntnisse liefern, ob die Brücke auch weiterhin während verkehrsreicher Tage zweispurig befahrbar sein wird. Mit dem Testbetrieb sollen auch „Aufschlüsse über die erreichbare Kapazität“ gewonnen werden. Der Versuch werde „im Laufe des Vormittags“ starten, sagte Asfinag-Sprecher Holzedl unserer Zeitung. „Eine genaue Uhrzeit ist noch nicht bekannt, weil wir die morgendliche Verkehrsspitze abwarten wollen. Vermutlich aber zwischen 10 und 12 Uhr.“ Künftig könnte die Zweispurigkeit auch nur für kurze Zeit, etwa zum Ferienstart, eingerichtet werden und nicht in beiden Richtungen gleichzeitig.
Parallel soll der Brückenbau vorangetrieben werden. An die Gemeinde Gries am Brenner richtete die Asfinag erneut den Appell, „den Neubau der Luegbrücke nicht weiter zu verzögern“. 2030 könnte das neue Bauwerk im Optimalfall stehen.
DIRK WALTER