Flughafen im Alarmzustand

von Redaktion

Zange genügt: Tatwerkzeuge in Frankfurt. © epd

Rückblick: An Pfingsten dieses Jahres wurde der Flughafen München lahmgelegt. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

„Öl tötet“ – ein Klima-Aktivist in Frankfurt. © EPA

Schwer zu überwachen: Der Flughafenzaun im Erdinger Moos ist 42 Kilometer lang. © Hans Sterr

München – Nein, über Details der Sicherheitsvorkehrungen will niemand am Flughafen reden. „Aus einsatztaktischen Gründen müssen wir uns sehr bedeckt halten“, sagt ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen. Auch vom Airport selber heißt es: Keine Auskunft zum Sicherheitskonzept! Man bitte um Verständnis. Sicher ist nur: Zum Ferienstart heute und am Wochenende erwartet der Flughafen 400000 Passagiere, bis zu 1000 Maschinen sollen an einem Tag abheben oder landen. Da wäre eine Störaktion der Klima-Aktivisten ein Schlag ins Kontor. Zwei Mal schon sind die sogenannten Klimakleber auch in München aufs Rollfeld gelangt, im Dezember 2022 und zuletzt zu Beginn der Pfingstferien im Mai dieses Jahres. 60 Flüge mussten im Mai annulliert werden, 14 Maschinen wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, etliche weitere Flüge starteten verspätet. Das soll sich nicht wiederholen. Bundespolizei ebenso wie Sicherheitspersonal haben, unterstützt durch die Bereitschaftspolizei, den Flughafenzaun also im Blick, das ist klar. Allerdings: Er ist 42 Kilometer lang und schwer lückenlos zu überwachen. Der „Letzten Generation“ könnte das Überraschungsmoment in die Hände spielen.

So wie am Donnerstag in Frankfurt: Aktivisten seien gegen 5 Uhr auf das eingezäunte Gelände vorgedrungen, berichtet die Bundespolizei. Während ein Mensch mit Kleber an den Händen schon am Zaun hängen blieb, konnten sieben Personen in den Sicherheitsbereich vordringen und sich an den Enden der beiden zentralen Start- und Landebahnen festkleben. Nachdem sie vom Boden abgelöst worden waren, kamen sie zur Personalienfeststellung ins Polizeipräsidium Frankfurt. Erst kurz vor 8 Uhr waren alle vier Bahnen des größten deutschen Flughafens wieder im Betrieb. 230 der geplanten 1400 Flüge fielen aus.

In Stuttgart fiel der Protest kleiner aus – mit Transparenten im Flughafengebäude. Wie schon am Mittwoch nach ähnlichen Aktionen in Köln/Bonn, London oder Oslo bekannte sich die Gruppe „Letzte Generation“ zu der Attacke. „Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz“, hieß es in einem Post auf der Plattform X.

Überraschend simpel war aber auch die Methode der Aktivisten: Die „Letzte Generation“ sprach von sechs Menschen, die mit Zangen den Maschendrahtzaun durchschnitten hätten und dann zu Fuß, mit Fahrrädern und Skateboards an verschiedene Punkte um die Start- und Landebahnen gelangt seien. Unter ihnen war laut t-online auch der als „Bali-Flieger“ bekannt gewordene Aktivist Yannick S., der im letzten Jahr nach einer ähnlichen Aktion seinen Gerichtstermin verpasst hatte – er war mit dem Flugzeug nach Südostasien geflogen.

Als die Aktivisten im Mai auf das Flugfeld des Flughafens München gelangten, verwendeten sie ebenfalls Bolzenschneider. Auch am Erdinger Moos besteht der Flughafenzaun aus Maschendraht und ist mit Nato-Rollendraht verstärkt. Der Flughafen würde auch gerne Sensoren am Zaun anbringen, doch das gilt als schwierig, weil dann wegen jedem Vogel, der Vibrationen auslöst, Alarm geschlagen würde.

So bleibt meist nur, die Aktivisten im Nachhinein festzusetzen und zu verurteilen. Das Bundeskabinett hat angekündigt, das Gesetz zu verschärfen, sodass das Eindringen auf Flughafen-Gelände mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden könnte. Das Gesetz ist jedoch vom Bundestag noch nicht verabschiedet. Die zehn Aktivisten, die München an Pfingsten lahmlegten, kamen schon nach der Personalienaufnahme wieder frei. Urteile gab es bisher nicht. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, teilte die Staatsanwaltschaft Landshut unserer Zeitung mit.

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