DAS PORTRÄT

Ein Gärtner mit großen Plänen

von Redaktion

Daniel Kufner aus Feldmoching. © Cornelia Schönhardt

Daniel Kufner ist Gemüsegärtner. Bald will er den Betrieb seiner Eltern in Feldmoching übernehmen. Lange Arbeitstage schrecken ihn nicht ab, im Gegenteil. Für ihn ist die Gärtnerei der schönste Arbeitsplatz der Welt.

Daniel Kufner hat vielleicht den schönsten Arbeitsplatz der Welt. Er verbringt seine Tage umgeben von aromatisch duftenden Kräutern und bunter Blütenpracht. Dass er mal Kräutergärtner wird, hätte der 33-Jährige nicht gedacht: „Ganz früher wollte ich Mechaniker oder Koch werden.“ Doch nach einem Praktikum in einer Gärtnerei war klar: „Die Arbeit mit Pflanzen gefällt mir so gut, da muss eine Ausbildung her.“ Und zwar zum Gemüsegärtner mit Spezialisierung auf Kräuteranbau. Es folgten Lehr- und Wanderjahre in verschiedenen Gärtnereien – auch in der familieneigenen – sowie Jobs als Auslieferer und Verkäufer auf dem Viktualienmarkt. Nachdem seine Eltern sich langsam aus dem Berufsleben zurückziehen möchten, arbeitet Kufner seit vier Jahren wieder bei ihnen. Momentan als Angestellter, nach der Geschäftsübergabe wird er den Traditionsbetrieb allein weiterführen. Die Gärtnerei Kufner gibt es bereits seit 1988, früher in der Fasanerie, seit 18 Jahren in Feldmoching, wo die Kufners damals eine stillgelegte Blumengärtnerei übernahmen.

Säen, bewässern, Unkraut jäten, ernten, liefern – die Arbeitstage sind gerade in der Hauptsaison lang. Wobei Daniel Kufner derzeit noch den Angestelltenstatus genießen und nach acht Stunden Feierabend machen darf. Später wird es ihm wohl wie seinem Vater gehen, für den 12 bis 14 Stunden keine Seltenheit sind.

Das schreckt ihn aber nicht: „Ich bin da mit Herzblut dabei.“ Er liebt die Ruhe auf den Feldern, wenn er bei Sonnenaufgang mit der Arbeit beginnt. Einer der schönsten Momente ist für ihn, wenn er nach dem Winter die Aussaat vornimmt. Kufner, der sich selbst als Naturbursche bezeichnet, kann dann kaum abwarten mitzuerleben, wie aus den kleinen Samenkörnern nach wenigen Wochen die ersten Pflänzchen sprießen. Ihnen beim Wachsen zuzuschauen und sie nach der Ernte den freudigen Kunden überreichen zu können, all das gibt ihm „ein Gefühl innerer Zufriedenheit“.

Von Basilikum über Petersilie bis hin zu Rosmarin – die Jahresbilanz lautet: rund 25 000 Kräutertöpfe und 150 000 Bund Schnittkräuter – alles aus eigenem Anbau. Darunter 40 Sorten Topfkräuter und als Spezialität ein Wildkräutersalat aus 15 Komponenten. Dazu ein bisserl Gemüse, und im Herbst gibt’s erstmalig auch Kürbisse. Die Gärtnerei läuft als reiner Lieferbetrieb, zu den Kunden zählen der komplette Viktualienmarkt sowie Cafés, Bars und (Sterne-)Restaurants in München. Seinen Traum vom Hofladen konnte Kufner, der auf Instagram mittlerweile über 1000 Follower hat, noch nicht verwirklichen, aber ein kleines Verkaufstandl vor der Gärtnerei für Privatleute, das gibt es schon seit Kurzem.

Was er sich für die Zukunft wünscht? „Es wäre schön, wenn die Leute regionale Lebensmittel wieder mehr wertschätzen würden und das Ansehen von uns Gärtnern und Landwirten wieder steigt.“ Was ihm Sorgen macht, ist die SEM-Nord, eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, die auf rund 900 Hektar ein neues Wohnquartier für bis zu 60 000 Bewohner vorsieht. Die Gärtnerei befindet sich genau mitten in dem Gebiet. Daniel Kufner wollte eigentlich in den nächsten Jahren die Gärtnerei vergrößern, eine Halle zum Kürbislagern und Betriebswohnungen bauen. „Wird mir nicht genehmigt“, sagt er, „weil wegen der SEM alles unklar sei“. Sogar Zwangsenteignung sei ein Thema. Keine schönen Aussichten für einen jungen Mann mit vielen Ideen, Plänen und Träumen, der seiner kleinen Tochter eine gute Zukunft bieten möchte.
CORNELIA SCHÖNHARDT

Artikel 4 von 11