Schmuggler wider Willen

von Redaktion

Flugpassagier wurde in China Gold und Geld zugesteckt

Sicherheitskontrolle am Flughafen München., Hier flog der Schmuggel auf. © Frank Leonhardt/dpa

Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl. © Lino Mirgeler

In diesem Rucksack steckten das Geld und das Gold. © Zoll

Beschlagnahmt: ein ganzes Bündel mit 100-Euro-Scheinen. Das Geld fließt jetzt der Staatskasse zu © Zoll

München – Er hatte 30 000 Euro im Rucksack. Und wusste nicht einmal was davon! Bastian M. (34) wurde am Münchner Flughafen kontrolliert. Dabei fanden die Sicherheitsmitarbeiter 14 000 Euro in Bar. Und zwei 100-Gramm-Goldbarren im Wert von rund 16 000 Euro.

Der Angestellte aus Schleswig-Holstein war am 4. Juni kontrolliert worden. Er hatte davor beruflich eine Woche in China verbracht. Bastian M. besuchte Kunden, reiste dafür in die Millionenstädte Wuhan, Guangzhou und schließlich Shanghai. Kurz vor dem Rückflug kaufte er sich einen schwarzen Rucksack der Marke „One Mate“ auf einem Markt.

Am Rückreisetag ließ Bastian M. den Rucksack laut Hildegard Bäumler-Hösl, Leiterin der „Zentral- und Koordinierungsstelle Vermögensabschöpfung Bayern“ (ZKV) bei der Generalstaatsanwaltschaft München, öfter mal unbeaufsichtigt – etwa in einer Teestube. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihm jemand in dieser Zeit Gold und Geld in die Tasche steckte. Bäumler-Hösl: „Verdächtiges bemerkte er nicht.“

Am frühen Morgen des 4. Juni landete Bastian M. am Flughafen im Erdinger Moos, wollte von hier nach Hamburg weiterfliegen. Da er aus China kam, wurde sein Gepäck noch mal extra kontrolliert – viele Länder gelten als „unclean“, auf Deutsch „unsauber“. Das bedeutet, dass die Kontrollen dort den deutschen Behörden nicht genau genug sind.. Deshalb schauen sie bei Reisenden aus diesen Staaten noch einmal nach.

Beim Röntgen des Rucksacks fielen laut Generalstaatsanwaltschaft einer Mitarbeiterin zwei dunkle Schatten auf. Sprecherin Bäumler-Hösl: „Der insoweit geschulte Mitarbeiter der Sicherungskontrolle ging aufgrund der Dichte des Materials sofort davon aus, dass es sich bei dem auffälligen Material um Gold handeln könnte.“ Die Barren steckten in einer kleinen Seitentasche – davor fanden sie 160 der grünen 100-Euro-Scheine. Es ist davon auszugehen, dass die Schmuggler versucht hätten, die Wertsachen irgendwann wieder an sich zu bringen.

Der Passagier war völlig verdutzt

Für Bäumler-Hösl ein ganz untypischer Fall – „das kannten wir noch gar nicht“. Die Behörden sind sicher: Bastian M. ist selbst Opfer. „Er war völlig verdutzt und kooperierte vollumfänglich“, sagt Bäumler-Hösl. „Wir gehen fest davon aus, dass er von den Wertsachen nichts wusste.“ Folge: Staatsanwaltschaft und Zoll stellten die Ermittlungen wegen Geldwäsche ein. Bastian M. sagte unserer Zeitung: „Meine größte Angst war, dass da noch Drogen drin sind, dann hätte ich ein richtiges Problem gehabt.“ Gold und Geld sollen jetzt in die Staatskasse fließen. Die ZKV stellt Vermögen unklarer Herkunft sicher – wenn es einen begründeten Verdacht gibt, dass sie aus Straftaten stammen. 2024 zog die ZKV bisher 2,1 Millionen Euro ein.
THOMAS GAUTIER

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