Fredl Fesl mit seiner Frau Monika. Sie hatte das Abschiedsfest organisiert. © dpa
Auch die Well-Brüder bliesen bei dem Fest für ihren Freund ein letztes Mal in ihre Alphörner.
Auf der Bühne standen unter anderem Fredl Fesls Urne auf einem Baumstamm, seine Gitarre und seine Tuba. © Armin Geier (2)
Mühldorf – Feiern, das hat der Fredl Fesl gern gemacht. Mit Feunden zammsitzen, a bisserl musizieren und Gaudi machen. Ja, der Fredl war immer ein geselliger Geselle – nicht nur ein niederbayerischer Niederbayer. Und genau deshalb hätte ihm das Abschiedsfest zu seinen Ehren am Montagabend richtig „daugt“. Hatten sich doch 500 Verwandte, Freunde und Weggefährten des bayerischen Barden im Mühldorfer Stadtsaal getroffen, um ihrem Helden die letzte Ehre zu erweisen.
Schon der bunte Abschieds-Schrein auf der Bühne rief wunderbare Erinnerungen an den Ende Juni im Alter von 76 Jahren verstorbenen Künstler ins Gedächnis: Da stand natürlich Fredls Gitarre, seine Wunder-Waffe. Und eine Tuba – gefüllt mit Blumen. „Wenn der Fredl Tubist und nicht Gitarrist geworden wäre, dann würde jetzt in Bayern jeder Tuba spielen“, stellte Musiker und Gast Andreas Martin Hofmeir (früher bei LaBrassBanda an der Tuba) später bei seinem Auftritt fest. Auf einem Baumstamm (der für Fredls Liebe zum Wald und zum Schwammerlsuchen stand) war seine Urne platziert. Handgefertigt, geschnitzt aus Holz – vom Künstler Andreas Kuhnlein. „In dieser Urne wird Fredl auch begraben“, sagte seine Frau Monika, die das Abschiedsfest auf die Beine gestellt hatte.
Und alle waren gekommen: vom Kabarett-Kollegen Christian Springer über Helmut Schleich bis hin zu Wolfgang Krebs. Sogar Otti Fischer – der selbst an Parkinson leidet – hatte den beschwerlichen Weg aus Passau auf sich genommen, um seinem Spezl einen letzten Gruß zu senden. Auf der Bühne erinnerten sich zu Beginn der Feier Freunde an die Abenteuer des jungen Alfred: Wie er beispielsweise einst als junger Bursch für die Brauerei Bier ausfuhr und der Wagen einmal fast umkippte. Daraufhin kam die Polizei und schrie die Ausfahrer an: „Seid ihr denn alle blöd in der Brauerei?“ Der Fredl schaute verdutzt, entgegnete: „Nein, ich bin der letzte Blöde. Die andern sind alle zur Polizei gegangen.“ Fredls anarchische Ader zeigte sich sogar schon an seinem ersten Tag im Kindergarten: Da stieß dem kleinen Alfred gleich sauer auf, dass er die Schuhe ausziehen musste. Da er keine Hausschuhe besaß, musste er in Strümpfen rumlaufen. Dazu diese langweiligen Kinderlieder. Fredl entschied nach nur wenigen Stunden, sich selbst zu entlassen – und nach Hause zu gehen. Dort fischte er lieber im Bach nach Forellen. Mit der Hand fing er sie. Fingerfertig war er schon immer. Später auf der Gitarre. Im Muh, im Fraunhofer – legendäre Auftritte.
Das Musikprogramm bei seinem Abschied hätte ihn gefreut: Die Töne, die Hofmeir seiner Tuba entlockte, trafen einfach direkt ins Herz. Und auch die Well-Brüder bliesen noch ein letztes Mal in ihre Alphörner. Ein Klassiker vom Fredl musste natürlich auch her: Die zwei Damen von Zechfrei legten eine perfekte Version vom Bergsteigerlied hin. Übrigens: Fredls Kommentar, als er die Damen-Version das erste Mal hörte: „Gut! Zweistimmig hab ich des nie hingekriegt.“
Aber wie bringt man Fredls Genialität mit diesem Hauch Absurdität am besten auf die Bühne? Hanns Meilhamer (der Herbert von der Schnipsi) machte es vor. Mit einem herrlichen Geschenk des Irrsinns. Er präsentierte einen von ihm bearbeiteten Defiliermarsch: völlig „unmarschierbar“, teils komplett aus dem Takt – hatte Meilhamer doch Pausen und manche Stellen einfach rausgeschnitten. Das Publikum lachte. Der Fredl hätte auch gegrinst.
ARMIN GEIER