Die abgeschnittenen Hanf-Stecklinge an Cervenys Festival-Stand in Erding. © privat
Wenzel Cerveny ist Cannabis-Unternehmer. © sro
Die Zivilpolizisten bei der Kontrolle von Cervenys Festivalstand. Sie hatten einen Durchsuchungsbeschluss. © privat
Erding – Fünf Zivilpolizisten kontrollierten am Montag einen Cannabis-Stand auf dem „Sinnflut“-Festival in Erding. Der Einsatzgrund: Marihuana. Der Stand gehört dem bekannten Cannabis-Unternehmer Wenzel Cerveny. In Aschheim im Kreis München führt er die „Natur Erlebniswelt“, so heißt auch sein Festivalstand.
„Die Polizisten kamen gegen 16.30 Uhr. Vier Männer und eine Frau, ihre Dienstwaffen trugen sie offen“, berichtet Cerveny. „Sie sagten, sie kämen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Landshut. Sie hatten keinen schriftlichen Durchsuchungsbeschluss, sagten aber, es sei Gefahr im Verzug.“ Im Visier der Beamten: Marihuana-Stecklinge, die Cerveny dort verkaufte. „Sie knipsten sie ab und nahmen sie mit.“
Um Cervenys Proteste scherten sich die Beamten nicht. „Jede der 56 Pflanzen war 20 Euro wert, der Gesamtschaden beläuft sich also auf mehr als 1000 Euro.“ Er will jetzt juristisch gegen die Polizei-Aktion vorgehen: „Ich habe meinen Anwalt bereits eingeschaltet“, sagt er. Was Cerveny nicht versteht: In seinem Geschäft in Aschheim bietet er seit Längerem Stecklinge an. „Ich habe rund 5000 Stück verkauft, da gab es nie Probleme – warum jetzt?“
Die Staatsanwaltschaft Landshut bestätigte die Razzia auf Anfrage. Sie wurde laut Sprecher Martin Strunz „ermittlungsrichterlich angeordnet und anschließend von Polizeikräften vollzogen“. Zum rechtlichen Hintergrund heißt es, dass das Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis komplexe Regeln zum Umgang mit Marihuanapflanzen vorgibt. „Hier besteht der Anfangsverdacht, dass diese Regeln nicht vollständig eingehalten wurden.“
Woher die Staatsanwaltschaft von seinem Stand wusste, kann Cerveny nicht sagen – der Sprecher gab auf diese Frage auch keine Antwort. Zunächst habe es keine Probleme gegeben, so Cerveny: „Wir waren vor der Razzia schon vier Tage da.“ Das Festival gehe noch bis Sonntag, und er will sich nicht einfach so beugen, denn er sieht sich im Recht: „Am Mittwoch bringe ich neue Pflanzen her.“
THOMAS GAUTIER