Benimmregeln für Touristen: Tanja Eibl mit dem Schild vor ihrem Modeladen in Salzburg. © hud
Salzburg – Das Schild ist unübersehbar, Tanja Eibl hat es direkt vor ihrer Boutique in Salzburg aufgestellt. „Jeder ist willkommen“, steht dort auf Englisch. Aber bitte grüßt, seid freundlich, fordert sie die Touristen auf. „Oder geht.“ Das Schild steht nun seit einer Woche vor ihrem Geschäft. Vorher hat sich Eibl oft über die Tagestouristen und deren Verhalten geärgert. Die Reaktionen auf das Schild seien durchwachsen, berichtet die Modehändlerin.
Tausende Touristen kommen jeden Tag nach Salzburg, viele in Reisebussen. Sie bummeln durch die Innenstadt, wo auch Eibls Laden ist. Davor stehen ein Holztisch und Stühle. Viele meinen offenbar, man könne sich hier niederlassen und etwas essen, berichtet sie. Auch in ihrem Laden werde hin und wieder nach einem Espresso gefragt. „Die Manieren der Touristen lassen immer mehr zu wünschen übrig“, findet Eibl. „Deshalb habe ich überlegt, wie ich meine Mitarbeiter und mich schützen kann.“
Ihre Mitarbeiter würden oft wie Luft behandelt, erzählt sie. Kein Grüß Gott, kein Auf Wiedersehen. Viele Touristen hätten keinen Respekt vor dem Fachhandel. „Es wird alles herausgerissen, zurückgestopft oder fallen gelassen, oft noch schnell Selfies gemacht, und dann gehen sie grußlos wieder. Sie probieren nichts, sie kaufen nichts, sie fassen alles an“, sagt Tanja Eibl genervt. Sie ist es leid, nach einem Besuch einer großen Reisegruppe jedes Mal ihr Geschäft wieder aufräumen zu müssen. Besonders mit Tagestouristen aus dem arabischen Raum, aus China und aus Indien habe sie schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb hat sie nun die Tafel aufgestellt. „Eine freundliche Aufforderung, aber der Kunde soll auch merken, dass es ernst gemeint ist.“
Die Tafel wirkt. „Seit sie da steht, kommen Leute rein und grüßen, oder nicken, die Resonanz ist gewaltig, viele gratulieren uns zu diesem Mut“, sagt Eibl. Auch andere Kaufleute in der Altstadt hätten sich schon eine Tafel mit Benimmregeln bestellt. Aber es gibt auch Geschäftsleute, die sich bewusst nicht der Aktion anschließen wollen.
HUD