Leopold Blank aus Ettal auf der Gulden Leeuw.
Leopold Blank hat ein ganz besonderes Schuljahr hinter sich. Der 17-Jährige aus Ettal (Kreis Garmisch-Partenkirchen) hat die elfte Klasse auf einem Segelboot verbracht. In sieben Monaten hat er 28 000 Kilometer zurückgelegt, 13 Länder kennengelernt und zweimal den Atlantik überquert.
Das neue Schuljahr ist erst ein paar Wochen alt, als Leopold Blank die altehrwürdigen Mauern des Klosters Ettal gegen ein 70 Meter langes Segelboot eintauscht. Es ist der 3. Oktober 2023 – und für den 17-Jährigen geht es auf ein großes Abenteuer. Er wird sieben Monate auf der Gulden Leeuw bleiben und dort lernen. Mit ihm an Bord sind eine professionelle Crew, Lehrkräfte und 44 Schüler aus ganz Deutschland. Einige hat Blank bereits in einer Orientierungswoche kennengelernt.
Seit er von dem segelnden Klassenzimmer erfuhr, träumte er davon, einmal mit dabei sein zu dürfen. Organisiert wird dieses schulische Abenteuer seit 31 Jahren vom Hermann-Lietz-Gymnasium, einem Internat mit weniger als hundert Schülern auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Blank segelt seit seiner Kindheit. Und davon profitierte er auf der 28 000 Kilometer langen Reise. Die führte ihn und seine Mitschüler erst nach Portugal, von dort steuerte die Gulden Leeuw zur Insel Porto Santo. Das erste Mal seit langer Zeit hatte er wieder festen Boden unter den Füßen und ein Bett, in dem er nicht in den Schlaf geschaukelt wird. An Bord bereiten die Schüler ihre Mahlzeiten selbst zu. Morgens Porridge, mittags Suppe, abends Nudeln oder Reis. Anfangs gibt es noch viel Obst. Doch je mehr Seetage vergehen, desto mehr gehen die frischen Vorräte zur Neige. Denn das Leben an Bord ist kein Zuckerschlecken. Leopold Blank teilt sich mit 19 anderen einen Schlafsaal und zwei Duschen. Und regelmäßig muss er auch Schiffswache halten. An manchen Tagen bis zu acht Stunden. Dazu kommen Küchen- und Putzdienste. Und Unterricht gibt‘s ja schließlich auch noch.
Von Montag bis Samstag drückt er jeden Tag vier Stunden lang die Schulbank an Bord. Die Lehrer unterrichten, aber auch die Crew – letztere allerdings eher die Grundlagen des Segelns statt mathematischer Formeln. Die Jugendlichen lernen zum Beispiel, wie die Sterne beim Navigieren helfen. Die Jugendlichen sollen fürs Leben lernen und die Zeit auf dem Schiff mit allen Sinnen erleben. Möglichst ohne Smartphone. Leopold Blank genießt das. „Man erlebt alles viel intensiver“, sagt er. Als er wieder nach Hause kommt, löscht er sogar seinen Instagram-Account. Er erzählt lieber persönlich, welche Abenteuer er unterwegs erlebt hat. Und das waren eine ganze Menge. Er ist sicher: Dieses Schuljahr war das unvergesslichste in seinem ganzen Leben.
TOBIAS SCHWANNINGER