Felssturz donnert auf Klettersteig an der Zugspitze

von Redaktion

Regina Poberschnigg, Leiterin der Bergwacht.

Ein gewaltiger Felssturz ging an der Zugspitze auf einen Wanderweg nieder. © Bergrettung Ehrwald

Ehrwald – An der Zugspitze ist am Wochenende ein großer Felssturz abgegangen. Es gab zwar keine Verletzten, doch gestern musste ein Geologe einen Klettersteig sperren lassen.

Am Samstag ging der mächtige Steinschlag auf der Tiroler Seite des Massivs nahe dem Touristenort Ehrwald ab. Zwischen Sonnenspitzl und Schneefernerkopf (2874 Meter) brach gegen 18.15 Uhr in etwa 2700 Metern Höhe eine große Menge Gestein aus der Wand. Der Felssturz löste eine enorme Gesteinslawine aus, die sich auf die nordwestlichen Wände des Zugspitzmassivs ergoss.

Das Donnern des Felssturzes war im ganzen Talkessel von Ehrwald und Lermoos zu hören. „Das hat einen ganz schönen Rumpler getan“, berichtet Regina Poberschnigg, Leiterin der Bergrettung Ehrwald. Von dort aus konnte man die Steinlawine auch sehen, viele Einheimische zückten auf ihren Balkonen ihre Handys und filmten das Geschehen.

Die Gesteinsmassen donnerten über das Gamskar in die Tiefe, erst nach rund 1000 Metern kamen sie zum Stillstand. Zunächst ging man davon aus, dass der Steinschlag den Georg-Jäger-Steig zur Wiener Neustadt-Hütte getroffen hat. „Gott sei Dank wurde niemand verletzt“, sagte Poberschnigg. Um diese Jahreszeit seien abends noch viele Bergsteiger und Wanderer unterwegs.

Gestern wurde dann der Hang mit Drohnen abgeflogen, auch ein Geologe begutachtete die Situation. Poberschnigg berichtete am Nachmittag: „Der Georg-Jäger-Steig wurde nicht beschädigt. Allerdings wurde die Kletterroute Rauschendes Wasser getroffen. Auf vier von neun Seillängen müssen jetzt Haken und Stände auf ihre Festigkeit kontrolliert werden.“ Auch ein alter Jägersteig von der Ehrwalder Alm zum Gamskar sei getroffen, der sei aber bereits offiziell aufgelassen.

Für Poberschnigg ist aber klar: „Es gibt ja immer wieder mal Steinschlag an der Zugspitze, der Wettersteinkalk ist halt porös. Das jetzt war aber schon ein großer Steinschlag.“ Dieses Jahr sei die Lage besonders schlimm, berichtet sie. „Der Permafrost taut immer weiter auf, sodass sich die festgefrorenen Felsen lösen. Heuer kommen noch die ständigen heftigen Gewitterschauer dazu, die waschen viele Steine aus.“

Vor allem für Kletterer werde die Lage immer gefährlicher. „Viele Einheimische trauen sich schon nicht mehr, Klettertouren zu unternehmen, weil so oft Steine herabstürzen“, sagt Poberschnigg. Das betreffe Klassiker-Kletterrouten wie die Tour über die Wetterkante auf die Zugspitze oder Kletterrouten mit 30 Seillängen am Schneefernerkopf, wo jetzt der Felssturz abging.
JOHANNES WELTE

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