Das Rotwandhaus wäre bei dem guten Wetter aktuell so gut besucht wie auf diesem Archivbild. Allerdings hat es seit gut acht Wochen geschlossen. © THOMAS PLETTENBERG
Spitzingsee – Sonne pur und noch dazu Ferien – auf Bayerns Berghütten herrscht gerade Hochsaison. Nur nicht auf dem Rotwandhaus oberhalb des Spitzingsees im Kreis Miesbach. Es hat schon seit gut zwei Monaten geschlossen, nachdem die Bergwacht dort Ende Mai 21 Gäste mit schweren Magen-Darm-Beschwerden versorgen musste. Das Problem liegt in der Trinkwasserversorgung. Die Betreiber ringen um eine Lösung.
„Es ist Hochsaison und wir bleiben geschlossen“, heißt es auf der Internetseite der beliebten Hütte, die auf 1737 Metern unterhalb des Rotwandgipfels liegt. „Es ist zum Verzweifeln, aber nicht zu ändern. Wir bitten um Verständnis.“ Übernachtungen und ein normaler Betrieb in der Küche und an der Schenke sind noch immer nicht möglich. Bitter, denn gerade jetzt würde es auf der Terrasse von hungrigen und durstigen Wanderern nur so wimmeln.
Einen kleinen Lichtblick gibt es jetzt für Peter Weihrer, seit 25 Jahren Wirt des Rotwandhauses, und sein Team. Sie können nun wieder alkoholfreie Getränke verkaufen. Wanderer dürfen sie auch auf der Terrasse trinken, wie auf der Internetseite erklärt wird. „Die Ausgabe erfolgt ausschließlich in verschlossenen Flaschen, es gibt keine Gläser.“ Außerdem seien nun auch wieder die Toiletten auf der Hütte geöffnet. „Keine Notdurft in der Landschaft mehr“, schreibt der Betreiber und warnt gleichzeitig, dass das Wasser dort auf keinen Fall Trinkwasser sei. Denn immer wieder hätten Besucher schon versucht, dort ihre Flaschen zu füllen.
Die Gefahr lauert genau dort, im Wasserhahn. Als die Bergwacht Ende Mai die 21 Betroffenen versorgte und sieben von ihnen sogar im Krankenhaus behandelt werden mussten, vermuteten die Einsatzkräfte zunächst, dass diese sich mit dem hochansteckenden Norovirus infiziert haben könnten. Vergangenen Sommer zum Beispiel hatten aus diesem Grund mehrere Berghütten rund um Oberstdorf im Allgäu geschlossen werden müssen. Auf der Rotwandhütte aber wurden bei der Trinkwasseruntersuchung Rotaviren gefunden (siehe Kasten).
Die Rotaviren könnten möglicherweise aus der Quelle stammen, die die Hütte mit Wasser versorgt, erklärte Anselm Engelmayer, Schatzmeister der für die Hütte zuständigen Sektion Turner-Alpen-Kränzchen des Deutschen Alpenvereins. Woher die Viren genau kommen, ist derzeit noch unklar.
Unter anderem wird darüber spekuliert, ob es einen Zusammenhang mit der Weidetierhaltung im Wandergebiet geben könnte. Denn das Rotwandhaus umgeben Almwiesen und die Quelle liegt nur etwas 150 Meter unterhalb des Hauses.
Die DAV-Sektion hofft, nach der Ausgabe von verschlossenen Getränkeflaschen bald auch noch einfache Speisen verkaufen zu können. Und zwar noch in den bayerischen Sommerferien, wie Engelmayer erklärt. Dafür muss die Hütte aber erst wieder keimfrei mit Wasser versorgt sein. Geplant ist deshalb gerade eine temporäre Wasserversorgung über Container – als absolute Notlösung. Das sei allerdings „ökonomisch und ökologisch ein Wahnsinn“, so Engelmayer. Deshalb werde unter Hochdruck daran gearbeitet, die Wasserversorgung über die Quelle mit zusätzlichen Maßnahmen vor Keimen zu schützen. Unter anderem gehe es dabei um mechanische Filter und UV-Bestrahlung. Die Behälter für die temporäre Container-Lösung stehen laut Internetseite der Hütte bereits vor dem Haus, es fehlen allerdings noch Teile, um die Anlage in Betrieb zu nehmen. Eine mögliche Öffnung des Rotwandhauses, das sonst bei schönem Wetter bis zu 1000 Besucher anlaufen, verzögert sich also noch einmal bis Mitte August. „Einen exakten Termin können wir nicht nennen, auch nicht am Telefon.“
SABINE DOBEL
CORNELIA SCHRAMM