So lief die Bluttat von Pasing ab

von Redaktion

Genau zwei Wochen nach der Bluttat von Pasing ist ein Polizeigroßaufgebot zurück in der Gleichmannstraße. Am Dienstagvormittag sperren die Beamten den Bereich vor der Hausnummer 3 ab. Dort, wo am 23. Juli zwei Männer von einem Muslim-Hasser schwer mit einem Messer verletzt wurden, rekonstruieren die Ermittler die Tat.

Cafar J. (18), Opfer des Messerangriffs in Pasing.

Die Gleichmannstaße wird für die Rekonstruktion gesperrt.

Ein Polizist spielt den Täter, das Opfer ist echt. © Jens Hartmann (2), Yannick Thedens

Zusätzliche Informationen von den Opfern selbst und von den Zeugen: Das erhofft sich die Polizei, durch die Rekonstruktion der Tat zu bekommen. Vier Stunden lang wiederholt sich vor den Augen vieler Passanten dabei immer wieder der schreckliche Angriff.

Szenen, die Cafar R. an die Nieren gehen. „Das ist alles nicht leicht für mich“, sagt der 18-Jährige, der bei der Messerattacke tiefe Schnittwunden am Arm erlitt und tagelang im Krankenhaus behandelt werden musste. Bei der Rekonstruktion dabei zu sein, kostet den 18-Jährigen Überwindung. „Ich mache es, weil ich der Polizei damit helfen kann.“

So fährt er gemeinsam mit einem Spezl in einem grünen BMW-Cabrio direkt vor seinem Friseur vor. Genauso wie vor zwei Wochen. Als die beiden jungen Männern damals zurück zum Auto gehen, passierte es. Plötzlich steht der 40-jährige Messerstecher neben Cafar J. und schlitzt mit seiner Klinge den rechten Arm auf. Das Gesicht des Mannes, der seit der Tat in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist, wird Cafar J. nie vergessen. „Sein Blick war zielstrebig. Er war voll auf mich fokussiert.“ Das große Glück des 18-Jährigen: Jemand ruft ihm noch „Vorsicht, der hat ein Messer!“ zu. Deshalb wendet er sich dem Angreifer zu und steht nicht schutzlos mit dem Rücken zu ihm. Die Klinge trifft „nur“ den Arm.

Wie das alles aussah, können sich die Ermittler bei der Rekonstruktion genau anschauen. Der Tatverdächtige wird dabei von einem Polizisten samt Plastikmesser gemimt. Das ist zu viel für Cafar. „Ich habe beinahe eine Panikattacke bekommen. Ich konnte fast nicht mehr atmen und hab gezittert.“ Irgendwie schafft er es, sich zu beruhigen und seine Szene durchzuspielen.

Etwa eine Stunde zuvor stand diese Herausforderung für das erste Opfer an: Der 25-jährige Mann wurde einige Meter weiter rechts angegriffen. In der Rekonstruktion ist zu sehen, dass er den Bürgersteig in der Nähe des 40-Jährigen entlanglief, als dieser plötzlich das Messer zog.

Beweggrund dafür war wohl, dass er seine beiden Opfer für Muslime hielt. Laut der Polizei hat der Tatverdächtige nach seiner Festnahme, die widerstandslos erfolgt ist, eine anti-muslimische Äußerung gemacht. Die Tat gilt deshalb als politisch motiviert. Die Ermittlungen laufen bei der Generalstaatsanwaltschaft und ihrer Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus“ (ZET). Sie hat Staatsanwälte nach Pasing geschickt. Das Präsidium lässt Videobeamte alles filmen. Die Mordkommission hat ihre Ermittler vor Ort. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagt Polizeisprecher Christian Drexler zum betriebenen Aufwand. Doch es gehe darum, genauer nachzuvollziehen, was sich hier vor zwei Wochen abgespielt hat.

Artikel 7 von 11