Die Harfenbauer Klaus Horngacher (l.) und Mirko Kietz. © AJ
Die Horngacher Harfen sind weltberühmt. Denn Musiker mit Weltrang schwören auf die Instrumente, die in dem Kunsthandwerkbetrieb in Starnberg gefertigt werden. Manchmal auch nach ganz individuellen Wünschen, berichtet Klaus Horngacher, der den Betrieb von seinem Vater übernommen hat.
Vor 100 Jahren begann alles mit dem Wunsch nach Perfektion. Und einem begabten Harfenspieler namens Josef Obermayer. Er wollte seinem Hobby ernsthaft nachgehen. Doch die Konzertharfen, die es in den 1920ern gab, waren ihm nicht gut genug. Also begann er damit, daran zu tüfteln, wie man die Harfen verbessern könnte. Seine erste Werkstatt richtete er sich in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon in einem Münchner Hinterhof ein. Nach dem Krieg wagte er in Tirol einen Neustart – gemeinsam mit seinem Sohn. Durch einen Zufall lernten die Obermayers den Tiroler Maximilian Horngacher kennen. Der war vom Harfenbau fasziniert und wollte in das Geschäft der Obermayers einsteigen. 1955 wurde er in dem Betrieb angestellt, die Obermayers waren inzwischen nach Bayern zurückgekehrt und hatten dort eine Villa als Wohn- und Geschäftshaus angemietet. Nachdem die Obermayers gestorben waren, übernahm Horngacher das Geschäft – und erarbeitete sich einen Ruf.
Sein Ziel war es, noch weltoffener zu werden, erzählt sein Sohn Klaus Horngacher. Er reiste viel, um die Horngacher-Konzertharfe auf den Weltbühnen zu etablieren und weltweit einen Service vor Ort zu bieten. Viele Weltstars kauften seine Instrumente. Zum Beispiel der Komponist Vangelis, er besaß sogar drei Horngacher-Konzertharfen. Mit einer Horngacher gewann Deutschland 1982 auch den Grand Prix Eurovision de la Chanson, die bekannte Harfenistin Gudrun Haag aus Gauting begleitete Nicole damals bei ihrem Lied „Ein bisschen Frieden“. Haag spielte die fertiggestellten Harfen auch für Horngacher ein, um sie vor dem Verkauf auf Mängel zu prüfen.
Eine der Horngacher Spezialitäten sind Konzertharfen mit acht Pedalen. Mit dem achten Pedal kann ein Dämpfungsmechanismus der Stahlsaiten gesteuert werden, der beim Spiel mehr Freiraum für die Hände ermöglicht. „Obermayer hat diesen speziellen Mechanismus entwickelt, wir haben ihn immer weiter verfeinert“, sagt Klaus Horngacher. Immer wieder fertigen er und sein Team Harfen nach individuellen Wünschen an.
800 bis 900 Stunden braucht es, um eine Harfe fertigzustellen. Mechanik und Holzarbeiten werden in den eigenen Werkstätten gefertigt, Vergoldungen und Schnitzarbeiten in Spezialbetrieben. Jede Harfe trägt den Namen ihres Herstellers und ist mit einer Nummer versehen, erklärt Klaus Horngacher. Als sein Vater den Betrieb übernommen habe, wurde die Nummer 350 vergeben. „Aktuell sind wir bei Nummer 1140.“ Die Zahl 1000 haben sie sich aufgehoben – für ihr 100. Jubiläum, das sie vor Kurzem feiern konnten. Die 1000 hat eine Harfe bekommen, die altes und neues Design miteinander verbindet.
ALEXANDRA JOEPEN-SCHUSTER