Wolfgang Summer mit Mauersegler Jakob. © Christine Wiucha
Wolfgang Summer und Ehefrau Inge haben einen Mausersegler großgezogen, der aus dem Nest gefallen war. Für Jakob, wie sie ihren Schützling getauft haben, ging der Hohenpeißenberger sogar auf Fliegenfang. Jetzt, nach sechs Wochen, ist Jakob flügge und bereits auf dem Weg in den Süden.
Glück im Unglück: An einem heißen Tag Ende Juni fiel ein kleiner Mausersegler aus dem Nest im Dachgebälk und landete direkt auf der Schulter von Wolfang Summer. Der hat sich erst gewaltig erschrocken, sich dann aber sofort in den noch nackten, blinden Piepmatz verliebt. „Wir haben uns dann spontan zur Aufzucht entschieden“, sagt Wolfgang Summer.
Ab diesem Zeitpunkt hatte das Ehepaar viel zu tun. „Alle ein bis eineinhalb Stunden muss gefüttert werden“, erzählt Wolfgang Summer. Auf dem Speiseplan standen Wasser und Heimchen, also Hausgrillen. Anfangs allerdings war Jakob, wie die Summers ihren neuen Hausbewohner getauft haben, überhaupt nicht angetan von dieser Kost. Mit der Pipette hat das Ehepaar Jakob gefüttert, manchmal war auch etwas Nachdruck vonnöten, wenn der kleine Vogel partout nichts zu sich nehmen wollte. Aber nach einigen Tagen hatte sich das Team eingespielt.
Tagsüber wurde gefüttert, abends jedoch war weitgehend Ruhe. „Jakob ging um 21 Uhr ins Bett und hat dann bis etwa fünf Uhr früh geschlafen“, berichtet Wolfgang Summer. Als Bettchen diente eine Plastikbox mit einem Tuch. „Das Tuch hat er geliebt, darin hat er sich immer verkrochen und festgekrallt.“ Der junge Mausersegler wuchs heran, wurde größer und stärker. Längst konnte Wolfgang Summer seinen Schützling die Heimchen mit der Hand füttern. Aber dann tauchte unerwartet ein Problem auf. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten waren in den Baumärkten der Region die Heimchen ausverkauft. Zum Glück wusste Wolfgang Summer Rat. Er legte sich auf dem Bauernhof eines befreundeten Landwirts auf die Lauer und fing so viele Fliegen, wie er nur konnte. Mauersegler Jakob haben auch diese Insekten gut geschmeckt. Aber Wolfgang Summer war schon froh, als es wieder Heimchen zu kaufen gab.
Nach vier bis fünf Wochen haben die Summers gemerkt, dass sich die gemeinsame Zeit mit Jakob dem Ende zuneigt. Jakob wurde flügge. Immer wieder hat Wolfgang Summer den kleinen Vogel auf seine Hand gesetzt und ihm die Möglichkeit zum Starten gegeben. Aber Jakob wollte noch nicht. Dann aber nach sechs Wochen ist der Mauersegler abends aus seiner Box geklettert und hat sich am Vorhang festgekrallt. „Da haben wir gewusst, dass er jetzt so weit ist“, sagt Inge Summer.
Am nächsten Tag ging das Ehepaar mit Jakob auf eine große Wiese, Wolfgang Summer setzte Jakob auf seine Hand und der Mauersegler hob ab. In die Freude über die erfolgreiche Auswilderung habe sich bei ihr auch Traurigkeit gemischt, gibt Inge Summer zu. „Ich hatte richtig Herzschmerz.“ Jakob ist jetzt, so wie seine Artgenossen, auf dem Weg in das Winterquartier der Mauersegler im südlichen Afrika. Die Summer hoffen, dass er dort gut ankommt. Und dass es im nächsten Jahr vielleicht ein Wiedersehen gibt.
KATHRIN HAUSER